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Der Eid der Pfarrer und Lehrer in Nassau-Dillenburg auf den Landesherrn Napoleon im Jahre 1808

Am 8. August 1808 erhielt der Pfarrer Jousseaume in Breitscheid ein "Zirkular" (= Umlaufschreiben des Konsistoriums in Dillenburg) zur Abschrift ins Pfarr-Kontrollbuch und zur Weitergabe an die Pfarreien in Driedorf. In dem Amtsschreiben war verfügt, dass alle Pfarrer und Schullehrer im Fürstentum Dillenburg einen Eid auf den neuen Landesherrn Napoleon, den Kaiser der Franzosen, zu leisten zu haben. Die beigefügte Eidesformel war von den Betroffenen einzeln zu unterschreiben und an das Konsistorium zurückzusenden. Der Text lautete (in heutiger Sprache und Rechtschreibung):

"Ich schwöre Treue und Gehorsam dem Kaiser der Franzosen, König von Italien und Protektor des Rheinbundes".

Nach einer kurzen Zwischennotiz des Pfarrers folgt dann der Inhalt des Zirkularschreibens:

"An allen Sonn- und Festtagen soll vor dem Ende des öffentlichen Gottesdienstes nach vorgeschriebenem Formular vom 16. August 1808 für Seine Kaiserlich-Königliche Majestät gebetet werden: Liebevoller himmlischer Vater ! Du hast uns befohlen, Gebet und Fürbitte zu tun für alle Menschen, insbesondere für die Könige und Fürsten dieser Erde. Wir beten daher auch zu Dir für Deinen Knecht, unseren Kaiser und König Napoleon. Auf ihm ruhe Dein Geist, o Herr ! Der Geist des Rates und der Stärke, der Geist Deiner Erkenntnis und Ehrfurcht vor Dir ! Segne ihn, Allgenugsamer, aus der Fülle Deines Segens ! Kröne alle seine gemeinnützigen Unternehmungen (*) mit einem glücklichen Erfolge. Lass uns und alle Untertanen unseres Beherrschers unter seiner Regierung ein ruhiges und stilles Leben führen in aller Ehrbarkeit und Gottseligkeit !!! (**). Dir unserem gemeinschaftlichen Vater, Deinem Sohne Jesu Christo und dem Heiligen Geist sei Ehre, Lob, Preis und Dank dargebracht bis in Ewigkeit. Amen !!!" (**)

Anmerkungen:
  • (*) Die Verfasser des Gebetstextes werden wohl nicht mit vielen "gemeinnützigen Unternehmungen" Napoleons gerechnet haben.
  • (**) Welche Gedanken der Pfarrer Jousseaume (wahrscheinlich ein Hugenotten-Nachkomme) bei der Niederschrift ins Pfarrbuch gehabt haben mag, wissen wir nicht; die zweimal drei Ausrufezeichen lassen aber etwas von seinen Gedankengängen ahnen.

Aus der Manuskript-Sammlung des Ernst Henn nachbereitet von Manfred Thielmann, Breitscheid-Erdbach.

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