Lehrer Reinhard Kegel
Ein Lehrer und Förderer
des Gemeinwohls
Die Gemeinde Breitscheid zum Tode von Lehrer
Reinhard Kegel
Am 21. April 1951 starb in Darmstadt im Alter von 88 Jahren der
Lehrer i.R. Reinhard Kegel. Mit dem Verstorbenen ist ein Mann
dahingegangen, der sich um die Gemeinde Breitscheid, in der er
den größten Teil seines langen Lebens gewirkt hat, große Verdienste
erworben hat. Kegel war ein Schönbacher Kind, entstammte
dort einem alten Bauerngeschlecht und kam im Herbst 1883
als junger Lehrer nach Breitscheid. Die älteren Einwohner von
Breitscheid haben wohl fast durchweg zu seinen Schülern gezählt
und wissen ihn als einen besonders begabten und tüchtigen Lehrer
zu schätzen.
Aber Lehrer Kegel war in Breitscheid nicht
nur als Volksschullehrer tätig. Er begnügte sich nicht damit,
seine Schüler in der Schule zu unterrichten und sie dann zu entlassen,
sondern er widmete sich ihnen auch nach der Schulentlassung,
indem er schon damals hier einen "Volksbildungsverein"
gründete, in welchem er die Jugend zusammenfasste und sie auf
kulturellem Gebiet betreute. In dem im Jahr 1907 gegründeten Turnverein
wirkte Kegel mit, leitete einen Gesangverein und war auch
bei Gründung eines Posaunenchors eine Zeitlang Dirigent.
Da Kegel selbst ein Kind des Westerwaldes war, brachte er von
Natur aus ein großes Interesse auch für die dörflichen Belange
seiner Wirkungsgemeinde mit. Um den armen Westerwaldbauern einen
wirtschaftlichen Rückhalt zu geben, gründete er schon im Jahre
1892 hier einen Bauernverein, der dann im folgenden Jahr
nach dem Vorbild des Vaters "Raiffeisen" in einen Spar- und
Darlehnskassenverein umgewandelt wurde. Als Tochtergenossenschaft
dieser Spar- und Darlehnskasse wurde dann im Jahre 1896 zur besseren
Verwertung der Milch eine Molkereigenossenschaft gegründet,
die auch auf die Initiative Kegels zurückging. Diese Molkerei,
die zunächst mit einer größeren Handzentrifuge arbeitete, musste
dann aber später auf Kraftbetrieb umgestellt werden. Kegel ging
dann im Jahr 1899 mit seinen Genossenschaftsmitgliedern daran,
einen Neubau zu errichten und in diesem die Molkerei wie
auch eine Mahlmühle unterzubringen, an welcher es Breitscheid
auch mangelte. Beide Einrichtungen erhielten Dampfantrieb. Dass
die Molkerei sich auf die Dauer nicht halten konnte (sie hat aber
immerhin bis 1913 gearbeitet), lag wohl u.a. daran, dass das Milcheinzugsgebiet,
das sich nur auf Breitscheid erstreckte, doch zu klein war. Die
Mühle dagegen mit all ihren Nebeneinrichtungen - sie beging
im vorigen Jahr ihr 50 jähriges Bestehen - hat sich nicht nur
für Breitscheid, sondern auch für manche andere Westerwalddörfer
als segensreiche Einrichtung erwiesen.
Auch für alle andern dörflichen Belange
zeigte Kegel Interesse. So wurden auf seine Anregung hin die Gewannwege
im Feld geschaffen. Den Plan, eine Hochdruckwasserleitung
zu bauen, unterstützte K. ebenfalls intensiv. Ebenso brachte er
dem Obstbau großes Interesse entgegen, denn als Kegel nach Breitscheid
kam, waren hier nur wenige Obstbäume vorhanden. Er legte eine
Baumschule an, in der er seine Schüler im Obstbau unterwies,
so dass gerade während seiner Tätigkeit der Obstbau hier viel
an Ausdehnung gewonnen hat. Seine alten Schüler verdanken ihm
gerade auf diesem Gebiet sehr viel.
Den Handwerkern und Gewerbetreibenden des
Ortes widmete sich Kegel ebenfalls. Er gründete einen Gewerbeverein
und richtete auf freiwilliger Grundlage eine sogenannte Abendschule
und auch eine Zeichenschule ein, die auch, ohne obligatorisch
zu sein, gut besucht wurden. Die Gründung eines Konsumvereins
ging ebenfalls auf seine Anregung zurück.
Im Jahr 1902 stellte Kegel, dem auch die
Verschönerung der Natur sehr am Herzen lag, mit seinen Schülern
in unserer Gemarkung die ersten Ruhebänke auf. Lehrer Kegel
hat von 1883 bis 1912 hier gewirkt, ging dann an die Schule
in Weisel bei Kaub, um nach seiner Pensionierung sich wieder hier
in seinem früheren Wirkungsort niederzulassen und hat sich auch
dann noch in seinem Alter sehr rege für die dörflichen Geschehnisse
interessiert. Alle, die ihn gekannt haben, werden sich seiner
stets gern erinnern, und die ganze Gemeinde Breitscheid ist ihm
für alle Zeiten zu großem Dank verpflichtet.
(09.05.1994 erhalten. H.H. Eine Schwester
von R.Kegel, wohnhaft in Schönbach hatte diesen Zeitungsauschnitt
in ihrer Bibel aufbewahrt. So ist er uns bis heute bewahrt geblieben.)
Dem Vaterland - Lied von Lehrer Reinhard Kegel (1885)
Statt besonderer
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Heute früh ist in Darmstadt unser lieber Vater
Reinhard Kegel
Lehrer, i. R.
im 88. Lebensjahr sanft entschlafen.
lm Namen der Hinterbliebenen:
Prof. Dr. Wilhelm Kegel und Frau Gertrud Geborene Schüler,
Rio de Janeiro
Prof. Dr, Otto Burre und Frau Ella geborene Kegel, Darmstadt
Zahnarzt Ernst Kegel und Frau Erna geborene Jungnick, Goldberg
(Mecklenb,)
Darmstadt, Fichtestraße 25.
den 21. April 1951.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 25. April 1951, 14:30
Uhr, in Breitscheid (Dillkreis) statt
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