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geschichtsübersicht
Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 109

Die Hexenverfolgungen in der Heimat.

Das schwärzeste Kapitel im Schuldbuch der Menschheit ist dasjenige über die Hexenverfolgungen. - Der Glaube an Zauberei und Hexerei ist uralt. Er konnte nur in einer Zeit entstehen, in der die Menschen nur geringe Kenntnis von den natürlichen Vorgängen besaßen. Was sie sich nicht erklären konnten, deuteten sie falsch und sahen es als Zauberei an. Die Lichtung des geistigen Nebels konnte nur in langen Zeiträumen vor sich gehen, aber in dem Maße, als die Menschheit auf Grund fortschreitender Erkenntnis einen besseren Einblick in den Ablauf des naturgesetzlichen Geschehens erhielt. -

Der Hexenglaube ist aufs engste mit dem Teufelsglauben verknüpft. Fällt der eine, so fällt auch der andere. "Ja, wenn es keine Hexen gäbe, wer, Teufel, möchte Teufel sein!" Was ists um den Teufel? In Mayers Handlexikon steht: "Teufel ... personifiziertes Prinzip des Bösen, im Judentum unter Einfluß des Parsismus ausgebildet; vom Christentum übernommen, im Mittelalter mit germanischem Heidentum verschmolzen." Im "Türmer", einer dem Christentum freundlich gesinnten, angesehenen Monatszeitschrift, heißt es im Augustheft 1908 in dem Aufsatz "Die wahren Schürer der Hexenbrände" (das waren nämlich die Scholastiker und die Päpste des Mittelalters): "das Christentum übernahm kritiklos den vorhandenen Dämonenglauben, und der erste verhängnisvolle Schritt, den es zur späteren Entwicklung des Zauberwahns tat, war, daß es die alten heidnischen Götter nicht für Wahngebilde, sondern für wirklich vorhanden und für Dämonen (niedrige böse Geister) erklärte. Man berief sich auf 1. Kor. 10, 20, wo Paulus äußert, was man den alten Göttern opfere, das opfere man den Teufeln (Dämonen). Die Kirche gestand also den alten Göttern wirkliche Existenz und ein Wirkungsvermögen zu, das man ... sich nutzbar machen könne, freilich nur unter Gefährdung seiner Seele".

Hexerei wurde in der alten Zeit nur bestraft, wenn man annahm, daß die betreffende Person Schaden verursacht habe. Im 12. Jahrhundert sagte noch der Bischof von Chartas: Das Heilmittel gegen das Hexenwesen ist, daß man "solche jammervollen Torheiten in keiner Weise der Aufmerksamkeit würdigt". Aber in den folgenden Jahrhunderten überstiegen die Phantasien über den Teufel und die Hexen alles Maß. 1484 gab der Papst die berüchtigte Hexenbulle heraus. Hexerei wurde nun wie die Ketzerei zu einem Religionsverbrechen gestempelt und wie die letztere dem Inquisitionsverfahren unter Anwendung der Folter unterworfen.

Unter einer Hexe verstand man eine Christin, welche vom Teufel dazu verführt worden sei, einen Bund mit ihm zu schließen und sich von Gott, Christus und der Kirche loszusagen; die sich dann dem Teufel ganz zu eigen gegeben, sich fleischlich mit ihm vermischt habe und mit seiner Hilfe auf jede nur mögliche Weise das Reich Gottes und die Christen zu schädigen suche. Die Zahl der Unglücklichen, die dem Hexenwahn zum Opfer fielen, wird auf einige Millionen geschätzt. (*)

Ihren Höhepunkt erreichten die Verfolgungen in unserer Heimat im 30-jährigen Krieg, als man die Nöte der Zeit den Hexen zuschrieb. Das Herborner Gericht machte noch eine besonders traurige Ausnahme. Es sollen in den Jahren 1629-32 in Dillenburg 35, in Herborn 90 und in Driedorf 30 Hexen hingerichtet worden sein. Nach einer Zusammenstellung des Gerichtspräsidenten Lautz in den Nassauischen


*) Ein Chronist berichtet um 1600, daß in Braunschweig vor dem Löchelnholze die Pfähle, an denen die Hexen verbrannt worden waren, so dicht standen, daß man einen abgebrannten Kiefernwald zu sehen glaubte. - In Guedlinburg wurden im Jahre 1589 an einem einzigen Tage nicht weniger als 133 Hexen verbrannt.

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von Kornelia Pelz übersetzt

 

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Eine Gesellschaft hat keine Zukunft, wenn sie sich nicht an die Vergangenheit erinnert.
zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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