Als es oben stürmte und drängte, als sich in Wissenschaft, Kunst und Poesie große Veränderungen und Umwälzungen vollzogen, da setzte sich dieses Geisteswehen bei unserer Dillenburger Regierung, die ja von Holland aus auch freiheitlich und fortschrittlich beeinflusst war, in den Drang zu praktischen Neuerungen um. Man prüfte das geschichtlich Überkommene auf seinen Wert, brach mit ihn, wenn seine Zeit erfüllt schien, und steckte neue Ziele auf. Und die Bauern, wenn sie wohl auch viel "krischen", machten schließlich doch mit zum Segen der nachkommenden Geschlechter.
Das Dorf in diesem Zeitraum.
Entwicklung des Dorfes. Wir haben bis dahin nichts darüber gebracht, eben weil wir nichts Sicheres darüber wissen können. Einigen Vermutungen wollen wir indes doch Raum geben. Als den ältesten Teil des Dorfes dürfen wir wohl die "Marbach" ansehen und weiterhin den Teil zwischen Pfarrhaus und Kirche; dann mögen auch einige Höfe nördlich des Kirchenweges ihren Platz gefunden haben. Nach dem 30 jährigen Krieg hat sich unser Dorf nur sehr langsam erholt. Doch dürfte es um 1800 etwa folgende Grenzen gehabt haben. Am Erdbacher Weg stand nur das alte Kuhlmanns-Haus (um 1700 erbaut ?), im Süden waren die Ziegelhütte und das später so genannte Kunze Haus die äußersten Häuser. Die Wilhelmstraße, die Verbindung von Schönbacherweg und Langwies, gleichlaufend mit dem Gusternhainerweg, (so genannt, weil um 1900 in jedem Haus ein Wilhelm wohnte) hat wohl die ersten Häuser in den 1770er Jahren erhalten. Es enthält Lehrs Haus (das jetzige Haus Albert Reeh); das ursprünglich dem Nik. Heid gehörte, der 1783 hierher kam und wohl als der Erbauer des ersten Hauses an dem Platze anzusehen ist. 1773 der erste Uhl. Friedrich Weber kam 1776 hierher; das jetzige Haus "Wilhelm Kuhlmann Erben" in der Straße war Webers Haus. (1827 war ein großer Brand in der Histergaß; die jetzigen Häuser an den vorgenannten Stellen in der Wilhelmstraße sind also (nicht mehr die ursprünglichen). An der "steinig Gaß" standen damals schon einige kleine Häuschen für arme Leute. Der Doppelneubau (des Emil Küster und Ernst Thielmann) wurde anstelle 2er alter Häuser errichtet, wovon das obere sehr klein war; das untere, "Dietermanns Haus" genannt, stand unter dem jetzigen Neubau. Im Nordwesten standen schon Häuser am "Krummen Weg", Schulmeister Thielmann soll sein Haus (das spätere "Alteschulmeisters Haus"), jetzige Haus Reinhard Georg Erben [Fesch] Dietrich dort 1787 gebaut haben. (*) Die Gegend hieß damals schon die "Bärscheck"; diesen Namen erhielt sie, wie erzählt wird, von Bären; die Häfners Leute Schmidt (im jetzigen Bärscheckers Haus) sollen 1 oder 2 Bären gehabt haben, welche ihnen Handelsleute hier gelassen hatten. (Bärs-Eck oder Bärs-Heck.) Im Stockbuch von 1717 steht aber schon "bärß höck". Philippi schreibt fälschlicher Weise "Bergheck". Im Osten war das letzte Haus am Meden-
*) Inschrift am Altschulmeisters Haus: "Ein Fremdling bin auf der Erden \ Und hab hier keinen Stand. Der Himmel soll die Wohnung werden \ dort in dem Vaterland." Erbaut von Johannes Thielmann und Frau. Anno 1787
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von Kornelia Pelz übersetzt
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