Boell, der Ortspfarrer Hain und Pfarrer Fischer von Herborn als Vertreter des Dekans. Es kann hier nicht näher auf den Inhalt der Reden eingegangen werden u. es sei darum auf die Schulchronik verwiesen.
- Nach der Feier wurde in der Wirtschaft des Bürgermeisters Bechtum ein Mittagessen eingenommen, woran sich die Redner, die Lehrer, sowie die Mitglieder des Schul- und Gemeindevorstandes beteiligten. Dabei feierte Pfarrer Fischer die Gemeinde Breitscheid, die weiten Herzens ein so hohes Opfer mit der Erbauung der Schule gebracht habe.
- Recht vornehm ragte nun der stolze, hohe Bau mit seinem zierlichen, braungestrichenen Balkenwerk und seinem schlanken Glockentürmchen über die eng um ihn herumstehenden Bauernhäuser hinaus. Etwas Gediegenes hatte man aber trotz des hohen Preises von 35000 M nicht dahingestellt; und bald zeigte es sich, daß die ganze Bauart nicht für Westerwälder Wetter geschaffen war. Auch war der Bauplatz zu klein gewählt worden; der Spielplatz genügte nicht, und die herumtollende Jugend ergoß sich in den Pausen in die angrenzenden Straßen, eine Plage für die Nachbarschaft und den Gefahren des Straßenverkehrs ausgesetzt.
Ernst Herr, geb. 1856 zu Schönbach, kam am 1. April 1878 hierher und versah nach der Pensionierung des Lehrers Kreuter (1. Januar 1879) die erste Stelle jahrelang mit, sodaß er allein über 130 Schüler - 1882 waren es 139! - zu betreuen hatte. 1883 wurde der fleißige und pflichttreue junge Mann vom Lehrgehilfen zum Lehrer befördert und ihm die hiesige erste Schulstelle übertragen, die er bis 1886 bekleidete. Obwohl er erst 8 Jahre hier amtierte, klingt sein Name noch warm und dankbar in den Herzen der Breitscheider nach. Stets galt seine ganze Kraft der Schule. Seiner vorbildlichen Lehrertätigkeit ist auch die Anerkennung seitens der vorgesetzten Behörde nicht versagt geblieben. Er kam von hier nach Bogel bei St. Goarshausen, dann nach Schierstein und wurde dort zum Rektor ernannt, obwohl er die damals noch vorgeschriebene Rektorprüfung nicht abgelegt hatte. Nun (1926) steht er an der Grenze des biblischen Alters in einer Rüstigkeit, wie man sie bei seinem von Jugend auf etwas schwächlichen Körper nicht erwartet hätte. Aber an ihm haben wir ein Beispiel, wie edles Menschentum, das sich in Arbeit, Pflichterfüllung, Mäßigkeit und Liebe zu den Menschen offenbart, und dessen Träger sich verbunden fühlt mit der ewigen Quelle des Lebens, dem Urgrund alles Seins, ein langes Leben und einen leichten Lebensabend zum Erbe und zum Lohne hat. Der Liebende und Dienende wird grünen wie ein Palmbaum, und wenn er gleich alt wird, wird er dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein.
- Zu seinem 70. Geburtstag hatten ihm einige seiner früheren Breitscheider Schüler Glückwünsche gesandt. Einem Antwortschreiben darauf entnehme ich folgenden Rückblick auf seine hiesige Tätigkeit: "Die aufrichtigen Erweise dauernder Liebe und Treue meiner ehemaligen Schüler in Breitscheid sind mir ein Grund herzlicher Freude, erfüllen mich aber auch mit einer gewissen Wehmut und Beschämung, weil ich so wenig Anspruch auf so viel dankbare Liebe habe. Ich stand als junger unerfahrener Lehrer in Breitscheid, der nur eine dürftige Berufsausbildung mit ins Amt gebracht hatte, Fortbildungskurse und Arbeitsgemeinschaften gab es damals noch nicht. So ließen
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von Kornelia Pelz übersetzt
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