1923, Mai 13: Einweihung unseres Kriegerdenkmals.
Sie fand am Sonntag, dem 13. Mai, statt, einem etwas trüben und rauen Tag. Oft drohten dunkle Wolken am westlichen Himmel, aber es blieb doch während der Feier trocken von oben herab. Es war eine ansehnliche Zahl von Teilnehmern an der Feier herbeigekommen, auch viele von Gusternhain pp., sie wäre aber bei schönem Maiwetter noch größer gewesen.
- Um ½ 3 Uhr versammelten sich die Schulkinder und die beteiligten Vereine an der Kirche. Unter Glockenläuten und den Klängen eines Trauermarsches des Posaunenchors bewegte sich der Zug zum Denkmal hin, wo die Feuerwehr den Platz vor dem Denkmale abgesperrt hielt. Das gemeinsam gesungene Lied "Was Gott tut, das ist wohlgetan" leitete die Feier ein. Dann hielt Bürgermeister Thielmann eine kurze Begrüßungsansprache. Er konnte darin, wie auch nachher Pfarrer Gaul, auf Selbsterlebtes Bezug nehmen, was immer seine Wirkung nicht verfehlt. Nun Vortrag des von Frau Lina Weyel verfassten Eingangsgedichtes von der 16jährigen Else Preuß (spätere Frau Franz Weyel); dann das Lied "Und löst sich hier das Rätsel nicht", gesungen vom gemischten Chor der Freien evangelischen Gemeinde unter Leitung von Heinrich Enners. Darauf Ansprache und Enthüllung des Denkmals durch Gewerberat Jäckel, den Vorsitzenden des Dill-Kriegerbundes. Er verlas dann unter Glockenläuten die Namen der Gefallenen, wobei die Angehörigen des betreffenden Kriegers einen Kranz für ihn niederlegten. Die 26 Kränze hatten die Breitscheider jungen Mädchen aus Tannenzweigen und Blumen, Kindern der Heimatflur, gewunden.
- Hierauf folgte ein Solostück des Posaunenchors und ein Lied des gemischten Chors, dann das Gedicht "Unsere Helden", vorgetragen von der 15 jährigen Leni Meier, dann das Lied "Das Heldengrab" (Männerchor "Germania", Leiter Lehrer Rinn).
- Nun hielt Pfarrer Gaul die Weiherede, der er das Wort zugrunde legte: "Vergiß mein Volk die treuen Toten nicht"!: "Ja, vergeßt sie nicht, die mit ihren Leibern Heim und Herd beschützten, die unter tausend Strapazen den Feind fern hielten von eurer Hütte, daß unser Dörfchen so still und friedlich blieb, daß ihr nichts gescheut habt von der grauenhaften Verwüstung, die ein solcher Weltkrieg mit sich brachte". Das Denkmal solle zunächst ein Denkstein sein. Die Angehörigen der Gefallenen bedürften zwar keines Gedenksteins an ihre Lieben, sie wären unvergessen bei ihnen auch ohne Denkmal; aber die gefallenen Krieger gehörten auch einem weiteren Kreise an, dem Dorf, der Gemeinde; und da wolle das Denkmal jedem einzelnen von uns zurufen: "Vergiß, mein Volk, die treuen Toten nicht!" Und nicht nur für uns, sondern für die nachkommenden Geschlechter solle es ein Denkstein sein für die Wahrheit des Schriftwortes: "Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässet für seine Freunde". Gedächten wir der Gefallenen in rechter Weise, so würde uns dieser Gedenkstein auch zu einem Dankstein werden. Und der Dank an unsere Krieger solle eine Tat sein, der feste Vorsatz, wie sie auch Opfer für das Vaterland zu bringen, arm zu sein mit ihm, solange es arm ist, wie sie zu lernen, was opfern heißt, und vor allem: einig zu sein, wie die Krieger draußen Schulter an Schulter für die gemeinsame Sache des Vaterlandes standen. Endlich solle das Denkmal auch ein Mahnstein für uns sein. Es soll uns die Nichtigkeit alles Irdischen vor Augen führen und uns hinweisen auf den, der allein als wahrer Helfer und Freund gelten könne: Gott! "Dir blieb von allen Freunden ein einziger, dein Gott! Nur einer, doch der Stärkste, der nie im Stiche läßt. Deutschland, du Land des Glaubens, halt' deinen Glauben fest!" - Unter Leitung von Pfarrer Gaul
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von Kornelia Pelz übersetzt
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