(Erdbach)(2)
Während das "Borntier" erdichtet ist, beruht der folgende Bericht im "Hirsekorn" auf Wahrheit:
"Unterhalb des Dorfes versank der Erdbach im Kalkgestein und lief unterirdisch wie kanalisiert. Diese Merkwürdigkeit hatte mir schon lang keine Ruhe gelassen. Dort mussten sich im lauf der Jahrhunderte große Höhlen gebildet haben. - Ich wäre gar zu gern Höhlenentdecker geworden. Eine halbe Stunde Weges weit ab und hundert Meter tiefer trat der Erdbach wieder ans Licht, hatte doppelt soviel Wasser und kam fürstlich zu Tag, als habe er sich in einem Sammelbecken beruhigt. Ich kaufte mit dem Lehrer (Kegel) zusammen das Kleingruben=Loch. Wir sprengten dort einen Zugang frei, drangen aber nicht weit vor in die Geheimnisse der Unterwelt. Das Geld ging uns aus, und das Landratsamt kam mit tausend Vorschriften. - Die Wildendorner hatten etwas zu gucken dabei. Im Gefühl ihrer Überlegenheit lachten sie über die Unvernunft ihres Pfarrers, der nun auch den Schulmeister angesteckt hatte. In Kleingrubenloch war nichts zu holen als nasse Hosen".
Die große Brücke, die der Erdbach durch seinen langen unterirdischen Lauf bildet, zählt Johannes Krafft in seinem "Blumenstrauss" zu den zwei Wundern Herborns. Die Verse darüber lauten:
"Nicht weniger im Ampt an Westerwaldes Seiten
Ist eine lange, breite Brück,
worauf wol können streiten
Einige tausend Mann; auch sage... d... grosse Felder,
zu vielen Matern Saat auch Wiesen, Strauch und Wälder,
So dass im teutschen Reich dergleichen Brück kaum stehet,
darunter Wasser fließt, auch Vieh drauf weyden gehet".
(Krafft war von 1708 bis 1730 Lehrer in Herborn)
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von Kornelia Pelz übersetzt
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