als Jagdvolk bewohnt haben können, also um 200 vor Christi Geburt, war der hohe Westerwald höchstwahrscheinlich noch geschlossenes Urwaldgebiet, sumpfig, nebelig, steinig und kalt, nur von Jagd- und einigen Verbindungspfäden durchzogen, ohne feste Ansiedelungen. Der am Nordostabhang des Barsteins gelegene Breitscheider Wiesengrund, der erst vor knapp einem Jahrhundert gerodet worden ist, heißt geradezu "Steingrund", von den vielen Steinblöcken, die er ehedem enthielt. Vor seiner Rodung war er mit Erlen bestanden, die zum sogenannten "Urholz" zählen, das bekanntlich nassen Boden liebt. Die Brüche und Sümpfe im Steingrund sind heute noch nicht ganz verschwunden.
Wer sollte in solcher Wildnis sangesfreudig auf den Gipfel unseres Berges geeilt sein, um die Götter zu loben? Oder wer möchte gar Lust verspürt haben, da oben im Gesange zu wetteifern, wo der gespielige Wind oder gar der "Woost" dem Sänger sofort den Ton vom Munde abnimmt und ihn schadenfroh in alle Winde zerstreut? Mags glauben, wers will, ich vermags nicht über mich zu gewinnen. - Bliebe noch übrig, den "Bardenstein" mit germanischen Barden (Sängern) in Verbindung zu bringen. Darüber besteht eine Sage, welche nachfolgend mitgeteilt werden soll. Jedenfalls entbehrt das ganze Bardengeheul, ob nun keltischer oder germanischer Art, des urkund(l)ichen Nachweises. Es wird der Name "Bardenstein", so schön und stolz er auch klingt, eine vorübergehende Erscheinung sein.
Sind wir durch diese Ausführungen auch um einem schönen Wahn ärmer geworden, der Berg bleibt uns doch ein lieber Zeuge aus jahrtausendelanger Vergangenheit. Bis an seinen Fuß spülen die Wellen des neuzeitlichen Weltgetriebes, er selbst bleibt unberührt davon, wie die Insel inmitten des unruhigen Meeres.
"Kein Klang der aufgeregten Zeit
Drang noch in diese Einsamkeit."
Wer ihn empfänglichen Gemüts aufsucht, wird sich des Zaubers seiner stillen Umwelt nicht entziehen können. "Hier kann der Mensch von langen Stunden am Herzen der Natur gesunden". Gewiß hat unser Pfarrer Philippi auch ihn in sein Preislied mit eingeschlossen:
"Ich hab dich lieb, du Westerwald,
Und deine freien Höh'n,
Ich liebe deine Kerngestalt,
So herb und keusch und schön."
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von Kornelia Pelz übersetzt
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