1933
Die Feiern in Potsdam bildeten den Auftakt zu den großartigen Abendfeiern im ganzen Reich. Dank des Rundfunks war eine so noch nie erlebte (ausgenommen die Mobilmachungstage) Massenbeeinflussung und Gleichschaltung zustande geko. und die Abendveranstaltungen, die überall einen erhebenden Verlauf nahmen und in einem nie dagewesenen Ausmaße erfolgten, waren der sichtbare Ausdruck davon. -
In Breitscheid stellte sich um 8 Uhr oben am Hüttenweg der Festzug in folgender Reihenfolge auf: Schulkinder (mit 60 Fackeln), S.A. (mit Pechfackeln u. Fahne), Posaunenchor, Kriegerverein (mit Fahne), die beiden Männergesangvereine (Germania mit F.) Turnverein, Sportverein, Feuerwehr, Sanitätsverein. (Die Mitgl. des Westerwaldvereins der als Heimatverein auch besonders hätte vertreten sein sollen, gingen in den übrigen Vereinen auf).
Der Zug nahm folgenden Weg: Hüttenweg herab bis zum Hause des Bürgermeisters B., dann rechtsrum in die Lückstraße (alte Häfnergasse hinter der Schule), dann den Krummen Weg oder Alt. Hüttenweg hinauf bis Drehers Haus (beim Brunnen) nun zurück bis Älbertz Haus, an Krämers Anwesen vorbei zum Kirchenweg, hinauf zum Grubenweg, dann Fabrikweg, Gusternhainer Weg, Mühle, Pfarrhaus, Erdbacher Weg, Schulweg, Medenbacher Weg nach Westen, Kirchenweg bis Hinstocks Haus, Kreuzweg, an Schäfers Haus und Pfarrhaus (vorbei) dann am Kriegerdenkmal im Taktschritt vorbei zum Ziel auf die Nordseite des Gemeindehauses. Der Zug, woran sich alle Dorfleute beteiligten, sei es als rüstige Mitgänger oder (Spalierstehende) Zuschauer, machte einen überwältigenden Eindruck.
Als er am Kriegerdenkmal in den Erdb. Weg einbog, spielte die Musik gerade die Stelle, "Lieb Vaterland magst ruhig sein", aus dem Liede "Es braust ein Ruf wie Donnerhall". In der Dunkelheit leuchteten die Fackeln zauberisch auf. Ich hatte meine 81-jähr. Mutter an unser Westfenster gefahren und sie im Ungewissen gelassen über das, was vorging. Als sie nun den von uns bis an Schäfers Haus sich hinschlängelnden Zug sah, die Lichter, die Fahnen und die zur Marschmusik rüstig dahinschreitenden Gruppen, da rief sie erstaunt aus: "Ei, ei, ei! Su aut ho´n ich doch en mei´m Lewe net geseh". Der 82-jährige Hampfilipp (Ad. Stahl) hatte sichs nicht nehmen lassen, auch den Zug mitzumachen;
er hatte gesagt, er wäre auch mitmarschiert, als es vor 20 Jahren zum Napoleonsfeuer gegangen sei. Er stellte sich neben der Spitze des Zuges auf, konnte aber doch nicht Schritt halten mit der Jugend und blieb nun immer ein wenig zurück, und als der Zug den Weg durchs Dorf beendet hatte, befand er sich bei den Letzten. Aber doch auch dabei gewesen zu sein, diese Freude und Genugtuung verblieb ihm.
Nach Beendigung des Zuges fand eine Feier auf der Nordseite des Gemeindehauses statt. Vortragsfolge:
Gemeinsames Lied Lobe den Herren, Schülerchor, Gedichtvortrag eines Schülers, Kirchl. Männerchor, Ansprache des Bürgermeisters, Gedichtvortrag, Gesangverein Germania, Ansprache des Hptl. Germann, Gemeins. Lied "Ich hab mich ergeben", Ansprache des E.Hisge (alle Redner sprachen vom Nordfenster des Sitzungszimmers aus) Schlußlied "Deutschland über alles".
Dann gings zum Abbrennen des großen Holzstoßes, der am Nachmittag von den Notstandsarbeitern am Pfaffenrain für das Fr. (Freiheits-Freuden-oder Friedens) Feuer aufgeschichtet worden war. Auf vielen Höhen loderten diese Feuer als Ausdruck des nationalen Erwachens und eines überwältigenden Bekenntnisses zum neuen Reich.
Von 1932 bis 1934 wurde der Vizinalweg nach Erdbach verbreitert, an einigen Stellen in der Breitscheider Gemarkung, hauptsächlich aber in Gassen. Hauptbaujahr 1933
übersetzt i.A. Robert Petry
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