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geschichtsübersicht
Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 321

Die Meliorationen 1) unserer Viehweiden.

1934 (Bericht des Bürgermeisters Robert Bechtum)

Jahrhundertelang kümmert sich niemand um die großen Flächen, welche den Viehherden der armen Westerwalddörfer als Weide dienten; für die Verbesserung oder Düngung der Weide geschah so gut wie nichts. Da die Gemeinden an Weidegeld für die ganze jährliche Weidezeit pro Stück Rindvieh nur einen ganz geringen Betrag erhoben (in Breitscheid 60 Pfennig "Weidegeld"), so konnten hieraus auch für die Weide keine nennenswerten Aufwendungen gemacht werden, und das Weidevieh mußte mit dem sehr spärlichen Graswuchs derselben notdürftig sein Dasein fristen. Wenn man nun berücksichtigt, daß das Weidevieh während der Sommerzeit fast lediglich auf den Graswuchs der Weide angewiesen war, zumal der Westerwaldbauer den gleichfalls sehr bescheidenen Heuertrag seiner Wiesen (von denen in Breitscheid der größte Teil noch sogenannte Himmelswiesen waren, d.h. solche, die auf Regen angewiesen sind) für die Winterfütterung aufsparen mußte, so ist es erklärlich, daß der Stand der Rindviehzucht, die in der Hauptsache die Erwerbsquelle der Westerwälder Bauern bildete, auch nur gering entwickelt war.

Erstmals im Jahre 1902, als die Gemeinde an den II. landwirtschaftlichen Bezirksverein eine 60 Morgen große, nördlich des Rabenscheider Kirchenweges an der Grenze der Rabenscheider Viehweide und am Aubach belegene Fläche der Gemeindeviehweide zur Anlegung einer Jungviehweide verpachtete, wurden von diesem Verein als Gegenleistung für die Verpachtung auch auf der übrigen Gemeindeviehweide Verbesserungen, insbesondere durch teilweise Beseitigung der Basaltblöcke und Anlegung von Rohrdrainagen (zur Ableitung des Wassers) vorgenommen, ohne daß jedoch eine wirklich durchgreifende Verbesserung der Weide erfolgte.

Im Jahre 1923 wurden dann in den hauptbeteiligten Kreisen Dill, Westerburg und Oberwesterwald auf Grund eines Gesetzes von Mai 1920 sogenannte Genossenschaften zur Verbesserung der Gemeindeviehweiden gegründet, die der Aufsich(t) der Landeskulturbehörden unterstellt waren und in deren Vorstand neben den Vertretern der Kreise und Gemeinden auch der Landeshptem., sowie Vertreter der Landwirtschaftskammer Sitz und Stimmen hatten. Der Zweck dieser Genossenschaften war, die Weideflächen der Gemeinde zu meliorieren, d.h. vor allem die vielfach umher liegenden, zum Teil mehrere Zentner schweren Basaltblöcke zu entfernen, was bei den kleineren durch Ausheben mit Gabeln geschah, während die größeren gesprengt werden mussten. Die sumpfigen Stellen der Weide, auf denen nur minderwertiges Futter wuchs, wurden mit Steinkanälen ("Aduchern") durchzogen, wozu die gesprengten Basaltblöcke das beste Material lieferten. Durch diese mit Steinen oder Rohen angefüllten, unterirdischen Kanelle (Drainagen 2)) wurde die stauende Nässe des Bodens abgeleitet und das Wasser gleichzeitig an geeigneten Stellen zur Speisung von neu angelegten Viehtränken benutzt. (Solche gab es vorher überhaupt nicht auf der Weide.) Durch diese Trockenlegung der sumpfigen Weideflächen verschwanden all-


1) meliorieren = verbessern, Meliorationen = Verbesserung des Kulturlandes.
2) drainage (französich), gesprochen dränasche = Wasserableitung durch Röhren oder Aduche.

von Kornelia Pelz übersetzt

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zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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