1934
Um den 20. Mai ging die Bestätigung der Ernennung unseres Bürgermeisters Robert Bechtum zum Gemeindeschulzen unseres Dorfes für die Dauer von 12 Jahren ein. (Die Bezeichnung Gemeindeschulze fiel nachher wieder!)
30. Mai, abends 8 ½ Uhr: Ankunft der neuen Glocke. Der Kirchenvorsteher Thielmann hatte sie mit seinen 2 Pferdchen auf dem Wagen geholt. Geschmückt zog sie ins Dorf ein; viele folgten ihr dann bis zur Kirche, um sie zu begrüßen. Auf dem Kirchhof fand dann eine kleine Feier statt. Ein Schüler trug einen Abschnitt aus Schillers "das Lied von der Glocke" vor; der kirchliche gemischte Chor sang ein Lied; dann wies der Pfarrer in seiner Ansprache auf die Bedeutung der Glocken hin und erzählte (nach dem Heimatbuch von Breitscheid") einiges vom Abschied der alten Glocke in 1917 (Siehe S. 33), wobei er auch die Verse von Hohmanns Lina (S. 34) zum Besten gab. Ein allgemeines Lied.
Die neue Glocke trägt in deutscher Sprache die Inschrift: "Aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit. - Im Notjahr der Kirche 1934 gossen mich Gebrüder Rincker in Sinn". (Der Ausdruck "Notjahr" bezieht sich auf die Lage der Kirche im allgemeinen im neuen deutschen Reich, 1) nicht aber auf eine besondere Not in unserer Gemeinde). Die Glocke wiegt etwa 7 Zentner (341 kg) und hat wie ihre Vorgängerin den mittleren Ton unter den 3 Glockentöne n(c), die nebeneinander liegen. -Am folgenden Sonntag, den 3. Juni, die Einweihung der Glocke im Morgengottesdienst. Der Pfarrer predigte über das Wort: 1. Petri 1,25: "Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit". Dann kündigte er an, daß nun die Glocke zum erstenmal läute (allein) und bat die Gemeinde um stilles Anhören, sie möchte dabei eingedenk sein, was die Glocke uns zu sagen habe. Nach dem Schluß des Gottesdienstes läuteten alle 3 Glocken zum erstenmale zusammen.
10. Juni. Rote-Kreuz-Tag. Morgens 8 ½ Uhr fand eine Feier am Kriegerdenkmal statt, bei welcher Emil Georg die geschichtliche Entwicklung des Roten Kreuzes kurz darlegte und auf die hohe Bedeutung dieser segensreichen Einrichtung in Krieg und Frieden hinwies. - Unser Dorf hatte an diesem Tage noch den Besuch der Zöglinge des Landjahrheims in Dillenburg (aus dem Kreise Recklinghausen) und der B.D.M. = Gruppe aus Waldgirmes. - Moritz Benner führte ihnen die Entstehung der Topfwaren vor.
Deutschland arbeitet wieder! Besonders die Bauarbeiter haben jetzt alle Hände voll zu tun. Infolge der Reichszuschüsse zu den Instandsetzungsarbeiten an den Häusern (20 %) und zu den Kosten der Gewinnung neuer Wohnungen (50 %) hat sich auch bei uns die Bautätigkeit neu belebt. (Luckenbachs Haus erhielt den 2. Stock (Haus Nr. 7); Nr. 74 [Hrch. Paulus] ganz umgebaut; Das Doppelhaus 50 (Schlicht) und 51 (Becker) erhielt den Aufbau auf der Nordseite; Uhlspeters Haus (32) neues Dach auf der Nordseite, Witwe Wilhelm Kuhlmann (Nr. 31) Südseite des Daches; Friedrich Braun (150) weiterer Ausbau des 2. Stockes zu einer ganzen Wohnung; Kuhlmanns Haus (Nr. 144) neuer Giebelschlag; Pfeifers Haus (2) Anbau im Osten; Wilhelm Schreiner (12) 2. Stock u; Zöllners Haus (83) unterster Stock massiv ; Frerje Haus (84) Westseite des Daches; Küsters Haus (85) Verschiedenes.
Mitte Juni: Eröffnung des Kindergartens im Kirchlichen Gemeindehaus. Schwester vom Diakonistenhaus Frkft..
Im Juli bis Ende August Jungvolklager auf Hermannsroth. Alle 8 Tage Wechsel in der Besetzung; der Führer bleibt.
1) Diese vom Kirchenvorstand auf Vorschlag von Pfarrer Blöcher gewählte Inschrift hatte noch Auseinandersetzungen beziehungsweise ein Nachspiel für unsern Pfarrer zur Folge. Von Seiten der N S D A P wurde Anstoß an der Formulierung "Notjahr der Kirche" genommen. - Mit Recht wurde darauf hingewiesen, in welche Lage denn die Kirche gekommen wäre, wenn anstatt des Nationalsozialismus der Bolschewismus die Oberhand in Deutschland bekommen hätte.
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von Kornelia Pelz übersetzt
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