www.ge-li.de

geschichtsübersicht
Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 398

Dezember 1700 an seinen Hauptgegner in Herborn, den Inspektor Hildebrand, schrieb, der Herr habe Gericht über ihn ergehen lassen, weil er seine Kirche vewirret habe, und er bitte um Vergebung, - das konnte seiner Sache nicht dienlich sein. Was aber so tief die Herzen ergriffen hatte, war nicht kurzerhand abzutun. Die pietistische Bewegung in unserer Heimat, die so hochgehende Wogen geschlagen hatte, verebbte erst ganz allmählich.

Wir haben hier in gedrängter Kürze über diese geschichtlichen Vorgänge berichtet, um das Verständnis anzubahnen für ein urkundliches Zeugnis aus dieser Zeit, das uns wert erscheint, seiner Verborgenheit in den Pfarrakten zu Breitscheid entrissen und ans Licht gezogen zu werden. - Horches Einfluß hatte weitere Kreise gezogen und auch die Bewohner der Dörfer erfasst. Die bäuerliche Bevölkerung hatte ja Gelegenheit gehabt, Horche auf den Wochenmärkten an den Donnerstagen zu hören. Steubing schreibt auch in seiner "Topographie" um 1790 von Uckersdorf: "Zu Anfang dieses Jahrhunderts sind hier viele Pietisten, besonders Horchianer, gewesen". Wie die Bewegung im Kirchspiel Breitscheid, besonders in Medenbach Wurzeln geschlagen hatte, erfahren wir aus der schon angedeuteten Urkunde, einem Bericht des Pfarrers Wehler an den Fürsten und das Konsistorium in Dillenburg im Jahre 1704, der sich in anschaulicher Weise wie folgt über das Sektenwesen verbreitet: "Nicht wenigeren schaden empfindet die Kirche durch das so gar wie eine pestilentz eingerissenes Zankwesen, worinnen Viele so gar erbittert sind, daß sie jahr und tag dabei verharren, predigern und ältesten bey gewöhnlichen haußvisitationen und andern privatzuredungen auf wohlgemeinte Erinnerungen unbescheidentlich antworten, zu widriger religion sich zu begeben androhen, die zu gutem Zweck angedrohete obrigkeitliche hüllfe verspotten, das heilige abendmahl, weiß mit welcher maasen, ohne offentliche communion und annehmung eingesetzter Zeichen, halten und geniessen zu können vorgeben, und (sich) sonst in allem weg und wandel so verhalten, daß von ihrer besserung fast zu zweifeln (ist); unter welchen vor allem andern, so viel (ich) erkennen kann, sich nahmentlich heraußsetzen, Anna Margaretha, Jost Henrich Nicodemi hinterlassene wittib, und ihre tochter Anna Margaretha, Daniel pauschen eheliche haußfraw, beyde zu Medenbach, welche in dergleichen ärgerlichem wesen biß ins dritte jahr annoch verharren."

Nachtrag zur Geschichte der Landschulen (zu Seite 115)

In einem Reskript von 1654 heißt es: "Die Pfarrer sollen ihre Schulmeister in ihren eigenen Diensten nicht allzu viel gebrauchen und ihres Gefallen nicht Schulden eintreiben lassen, übers Feld schicken oder daheim zum Holzspalten, Dreschen, Gärtnern und dergleichen anstellen, weil dadurch die Schulkinder nicht wenig versäumet werden. Auch soll es nicht geduldet werden, daß die Schulmeister Wirtschaft treiben oder daß man ihnen Dorfschützen und andere dergleichen Dinge anhänge. Wenn sie neben ihrem Amt Spielleute sein wollen, müssen sie entweder dieses oder jenes Aufspielen oder ihren Dienst aufgeben.

Zu Seite 116. Die Dienstanweisung an die Pfarrer von 1705 enthält unter anderem folgendes über die Schulen: Bei den Schulen, "an deren guter Bestellung alles hanget", befindet sich großen Mangel, indem entweder die Eltern ihre Kinder säumig oder gar nicht in die Schule schicken, zu früh wieder aus derselben nehmen, auch keine Zucht an ihren Kindern leiden können, und dahero die Schulmeister hart anfallen; das Schulhalten anbey zu früh aufhöret, und vor spatem Herbst nicht wieder anfangen wird, die Schulmeister nach Belieben von den Gemeinden wollten an und abgesetzt werden, endlich der Gehalt derselben gar gering ist, so soll ... hinfüro kein Kind zum heiligen Abendmahl zugelassen werden, das die Schulen versäumet oder sich derhalb allzu früh entzogen und dahero vom Schulmeister kein gut Zeugnüß beybringen kann. - Die Schulen sollen die Kinder bis ins 12. und 13. Jahr besuchen. Die Schulen sollen auch des Sommers gehalten werden vor oder nach der Gebetsstunde, und die Gemeinden sollen verbunden sein die Schulmeister auch des Sommers zu halten. Ohne vorwissen und Bestätigung des Konsistoriums soll kein Schulmeister angenommen oder entlassen werden. pp.

seite-397 - seite-399

von Kornelia Pelz übersetzt

 

zu den Seiten: Übersicht
I II III IV 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47a 47b 47c 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191a 191b 192a 192b 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 206 207 208 209 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 264 265 266 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 359 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420 423 424 425 430
Inhaltsverzeichnis

zurück zur Chronik

 

home | blog alt-breitscheid
hausnamen || liste | karte | ansichten | flurnamen | familien |
geschichte || Geschichtstafel | chronik | karte | kriege | friedenszeit | ereignisse |
schulen || kirchweg | lick | neue schule | klassenfotos |
kirchen || evangel. | konfirmandenfotos | freie evangel. | katholische | pfarrer | kirchgeschichte | feg-entstehung | posaunen | kirchhof |
arbeit || rathaus | landwirtsch. | töpferei | haus | ton-ind. | post | a-dienst | bahn | verkehr | stein | wald | wirtschaften | arzt |
fritz philippi || fortsetzungsgeschichte | buch | über ihn | gedichte |
freie-zeit || vereine | feste | gedichte | spazieren | sport | feuerwehr | musik | hochzeiten
kinder || vor der schulzeit |
 
höhle >
kontakt
anfahrt >
gästebuch >
site map
impressum

powered by FreeFind

Eine Gesellschaft hat keine Zukunft, wenn sie sich nicht an die Vergangenheit erinnert.
zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

Diese Seite "Alt-Breitscheid" wird von diesem Blog begleitet: http://altbreitscheid.wordpress.com/

Copyright 2008-10 G.Lingenberg.