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(Seite 399)

Zur Wortkunde unserer Heimat

Aufklärung dunkler Ausdrücke in der Breitscheider Mundart.

Es ist des Menschen würdig, dass er seine Heimat in jeder Richtung kennen und verstehen lernt, denn nur so kann er sie recht lieben. Nichts von Bedeutung sollte ihm in ihr fremd bleiben, nicht in letzter Linie auch seine Sprache, seine Mundart. Aber wie viele dunkle Ausdrücke enthält sie! Manche sind leicht aufzuklären, unsere Aufmerksamkeit muß nur ein wenig darauf gerichtet sein. Jeder wird sich aber dabei ertappen, dass er viele Wörter seiner Sprache ganz gedankenlos gebraucht, obwohl ihre Deutung auf der Hand liegt. Andere Wörter hingegen sind schwieriger zu enträtseln. Da bedarf es der Anleitung und sachkun = digen Belehrung. Dieser Aufgabe wollen die folgenden Ausführungen zu ihrem bescheidenen Teile dienen. Mögen sie mit dazu beitragen, Freude an unserer heimatlichen Sprach zu erwecken, sie lieben und achten zu lernen!!!

Der mundartlich gebrauchte Ausdruck "Dung" für ein geschmiertes Brot hat schon bei man= chem die Frage aufgeworfen, wie das Wort wohl zu deuten sei. Da sein Verbreitungsgebiet klein ist, wird es von den großen deutschen Wörterbüchern nicht gebracht und aufgeklärt. Höchstwahrscheinlich ist das Wort von "tunken" abzuleiten. Hartes Brot tunkt man in Milch oder Kaffee. In früheren Zeiten, als die Tischsitten noch weniger verfeinert waren, war das Tunken des Brotes in Suppen, Beigüsse oder Getränke viel mehr üblich als heute, sogar an der Tafel der Gesellschaft. So ist in Rudes Quellenlesebuch in einem Abschnitt über Tannhäusers Hofzucht zu lesen: " Mancher beißt von seinem Brotstück ab und taucht es dann wieder nach bäurischer Sitte in die Schüssel." Die " Dung" wäre also danach ein " Getunkt", eine "Tunk".

Nun ist jede Mundart in der Aussprache oberflächlich und nachlässig; die unsrige setzt fast durchweg für das anlautende T das bequemere D ; es heißt "Deller" statt "Teller", "dunken" statt "tunken". Auch die mittelhochdeutsche und althochdeutsche Form von "tunken" hatten das D. In einem Gedicht aus dem Jahre 1645 über "Tischzucht" heißt es: " Das angebissen Duncke auch nicht wider ein", und einige Zeilen später: " Den Wein ausdünckle nicht, nicht wie ein Aff umgaff, nicht schmatze wie ein Schwein!" In einem Breitscheider Hexenprotokoll von 1629 heißt es, die Hexe habe das Gift in einer "Dongen " eingegeben." So gehen wir wohl nicht fehl in der Annahme, dass das uns Dorfgebornen von Jugend auf so liebe und ver= traute Wort "Dung" ursprünglich ein in eine entsprechende Flüssigkeit getauchtes Stück Brot bezeichnet hat und dass der Ausdruck dann auf jedes geschmierte Stück Brot übertragen worden ist.

Die "Doh" (nasal gesprochen), "Dohne", ist bei uns der Trägerbalken, der durch die Mitte des Hauses geht, in anderen Gegenden wird damit auch die Zimmerdecke bezeichnet. Das Wort ist von "dehnen, spannen" hergeleitet und bedeutet wohl: " das den Raum Überdehnende, Überspannende"; mittelhochdeutsch don= Spannung. Die Sense ist aus der Doh, das heißt aus der Spannung.

Das "Aduch" (der Ton liegt auf der ersten Silbe) ist der mit Steinen angefüllte unterirdische Abzugskanal. Das Wort wird in verschiedenen Formen hochdeutsch wiedergegeben, je nach= dem es zu erklären versucht worden ist: in einem Breitscheider Kirchenbuch heißt es 1764 "Antauche", ebenso in den Dillenburger Intelligenznachrichten von 1789; Weigand schreibt "Andauch", Kehrein "Abteich", andere wieder "Abdeich"; Das Hess. Nass. Wörterbuch leitet es vom lat.- aquae ductuo = Wasserleitung ab.

Ihrn oder Ehrn, weitverbreitete Bezeichnung für Hausflur ist ein uraltes Wort unserer Sprache, was schon daraus hervorgeht, dass es sich in ähnlichen Formen in anderen Sprachen der indogermanischen Wortfamilie findet, zum Beispiel als "arne" im Dänischen und "area" (Tenne ,Fläche) im Lateinischen

Gemeinde Chronik, Seite 399 von R.K. - Übertragen durch Hans Henn

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Eine Gesellschaft hat keine Zukunft, wenn sie sich nicht an die Vergangenheit erinnert.
zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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