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Vom sterbenden Handswerk
Das Ende der Häfnerei in Breitscheid (2)

Nach 1918 führten acht Häfnermeister das Handwerk weiter. Nach 1945 waren es nur noch drei. Seit 1962 gibt es den Häfnerberuf als Broterwerb in Breitscheid nicht mehr.

Dass vor 1700 in Breitscheid schon Häfnerei betrieben wurde, wie vielfach angenommen wird, ist urkundlich nicht bewiesen. Zwei Gründe sprechen gegen diese Annahme. Erstens wird in den Pfarrei-Akten (ab 1571) und in den Kirchenbüchern (ab 1636) vor 1706 kein Einheimischer oder Zugewanderter als Häfner bezeichnet und zweitens ist in der Zeit vor dem 30jährigen Krieg, als sich die Familiennamen auf den Dörfern zu ihren heutigen Formen festigten, kein Name in Breitscheid entstanden, der auf eine Beschäftigung im Häfnerhandwerk hinweist. Es werden in dieser Zeit die Namen Becker, Büttenbender, Krämer, Schäfer, Scherer, Schmidt, Schneider und Weber nach den entsprechenden Berufen hier genannt; wir finden aber keine Namen wie Hafner-Häfner, Döpper-Töpfer, Euler-Uhl, die auf Häfnerei schließen lassen könnten.

Wir werden annehmen müssen, dass man in Breitscheid die "Är" (Erde = Ton) als brauchbaren Rohstoff gleichzeitig mit den anderen Bodenschätzen Braunkohle und Walkererde (beide vor 1600 erwähnt) erkannt und zunächst nur aus der Gewinnung und dem Transport nach Herborn oder ins Siegerland einen Nebenerwerb gemacht hat, wie es später auch beim Kalkstein geschehen ist. In einem Grundstücksverzeichnis wird um 1600 ein "Ecker obig dem Erffel" genannt. Das deutet auf ein Erdfeld (= Tonfeld) hin, auf dem Ton gegraben worden ist, ehe 100 Jahre später die Häfnerei bodenständig wurde. Die Verarbeitung des Tons zu "ärdern Woor" durch die Einrichtung von Häfnerwerkstätten ist wahrscheinlich von Herborn aus beeinflusst worden; in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörten die Breitscheider Häfner der Herborner Häfnerzunft an.

Die Häfnerei wurde in Breitscheid fast nur als Nebenerwerb zur Landwirtschaft betrieben. Nur so war es möglich, dass sich das Handwerk über zweieinhalb Jahrhunderte halten und manche Krisenzeit überdauern konnte. Vielleicht ist aber auch darin der Grund zu suchen, das es sich nicht zum Kunsthandwerk oder zur Industrie weiter entwickelt hat, wie das in anderen Gegenden geschehen ist.

Bevölkerungspolitisch hat sich die Häfnerei für Breitscheid günstig ausgewirkt. Nicht nur ist das rasch wachsende Dorf vor Bevölkerungsverlusten (etwa durch größere Abwanderungen) bewahrt geblieben, es sind auch durch Einheiraten der fremden Häfner der Dorfgemeinschaft neue Glieder zugeführt worden. Manche Breitscheider Familie hat einen eingewanderten Häfner als Stammvater. Die Namen Bechtum, Benner, Gliß, Henning und Lehr (alte Linie) sind noch vertreten; an die (im Mannesstamm ausgestorbenen) Häfnerfamilien Heid, Immel und Uhl erinnern noch die Hausnamen. Bis 1939 gab es in Breitscheid nur wenige Familien, die nicht einen Häfner unter den Vorfahren von Vater- oder Mutterseite her hatten. Die zahlreiche Familie Thielmann ist dabei besonders zu nennen, da sie in diesem Jahrhundert die meisten Häfnermeister (und auch die letzten) gestellt hat. Am längsten ununterbrochen hat die Familie Benner die Häfnerei betrieben und erst als vorletzte das Handwerk aufgegeben.

Das Ende der Häfnerei in Breitscheid (und damit im Dillkreis) sollte Anlass sein, die Geschichte dieses Handwerks zu schreiben und alles Wissenswerte festzuhalten. Anhaltspunkte sind genug vorhanden: Akteneinsicht in den Archiven, Aufsuchen und Altersbestimmung der Scherben, Beschreibung der Arbeitsvorgänge bei der Gewinnung und Aufbereitung der Rohstoffe Ton und Glasurerze, Beschreibung der Herstellung und des Brennens der Tonwaren vom einfachen Gebrauchsgegenstand bis zum weiterentwickelten, nahezu künstlerischen Erzeugnis aus den letzten Jahren, Beschreibung der Geräte und Handwerkszeuge, Sammeln der Fachausdrücke und handwerksbedingten Redensarten in der Breitscheider Mundart ("Der brengt aach naut vo' dr Scheib"), Beziehungen der Häfner zu den Geschirrhändlern ( "Mäckeser und Kiezeleu"), Familiengeschichte der Häf-

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Eine Gesellschaft hat keine Zukunft, wenn sie sich nicht an die Vergangenheit erinnert.
zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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