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Drei Denkmale aus grauer Vorzeit

Breitscheid liegt inmitten dreier Denkmale aus grauer Vorzeit: dem "Wildweiberhäuschen bei Langenaubach, den Steinkammern bei Erdbach und dem Barstein.

Das Wildweiberhäuschen bei Langenaubach

Die Gegend des Wildweiberhäuschens ist uns ein Junge aus der sogenannten letzten Eiszeit, als Deutschland noch teilweise vom Eise der Gletscher überzogen war und das Renntier hier sein Leben fristete. Der Schuttkegel am Wildweiberhäuschen ist im Jahre 1903 vom Oberförster Behlen aus Haiger drchforscht worden. Er ist den Geologen ein wertvoller Zeitmesser. Der Schutt hat sich im Laufe der Zeit aufgehäuft. Die dort gefundenen Tierreste geben uns Aufschluß darüber, welche Tierwelt früher hier gelebt hat. Die tierischen Funde bestanden hauptsächlich aus Rentiergeweihen, Schneckengehäusen und Eulengewillen (Eulengewille sind die aus dem Kropf wieder ausgestoßenen Ballen der verzehrten Nahrung. Die Eulen saßen auf dem Felsen und ließen das Gewille herabfallen). Die Gewille wurden von Professor Schlosser von München untersucht und so die Art der Kleintiere festgestellt, welche den Eulen zur Nahrung gedient hatten. Für die obersten 60 cm des Schuttes nimmt Behlen eine Zeit von etwa 6000 Jahren an. Die zuoberst liegende Schicht von dem, gehört unserer Waldzeit an, darin waren Reste von Fuchs und Rothirsch. Die zweitoberste Schicht von 30 cm gehört der Zeit an, als hier noch Nadelholz wuchs, darin vorkommende Tierreste: Maulwurf, Schermaus, Zwergpfaifhase. Unter diesen obersten 60 cm lag eine 30 cm dicke Bimsstaubschicht, die sich aus der Luft abgelagert haben soll, als die Vulkane drüben in der Eifel tätig waren. Der Bimsstaub enthielt Knochenreste von Hermelin, Maulwurf, Scharmaus. Unter der Bimsstaubschicht waren Schichten von Lehm, 160 cm tief. Sie weisen nordische Tiere hier auf. Es ist die Zeit nach der letzten Eiszeit, wo unsere Gegend Steppe und Tundragebiet war, höchstens mit kümmerlichen Nadelholz bestanden. Für den gesamten Schuttkegel nimmt Behlen ein alter bis zu 2400 Jahren an. Wie kalt es damals hier gewesen ist, ersieht man daraus, daß unter den Tieren auch der Halsbandlemming vorkommt, ein kleines Landsäugetier, das man heute nur in den kältesten Gegenden des Nordens antrifft. Ferner hat man Renntiergeweihe am Wildweiberhäuschen vorgefunden, am Schießberg bei Langenaubach so zahlreich, daß man angenommen hat, sei ein winterlicher Standort für die Renntiere gewesen. Diese tieferen Schichten unter dem Bimssand enthielten ferner noch Reste von folgenden Tieren: Wiesel, Hermelin, Maulwurf, Hamster, Rötelmaus, Scharmaus, nordische Wühlmaus, Feldmaus, Schneehase, Birkhuhn, Schneehuhn, Eisfuchs.

Der Name Wildweiberhäuschen weist in heidische Zeiten zurück. Für unsere heimischen Vorfahren war die Natur von allerlei Wesen belebt, die mir in der Einbildung der Menschen, nicht aber in Wirklichkeit standen. Im Wasser lebten die verführerischen Nixen, auf Wiesen und Bäumen die leichtschwebenden Elfen und im Walde die verschiedensten Waldgeister: Moosmännchen,Waldfrauen, wilde Weiber und dergleichen.
(Herbst 1903 wird am Fuße des Felsens eine weitere vielverzweigte, enge Höhle bei Steinbrucharbeiten entdeckt, deren Besuch wegen der Gefährlichkeit verboten ist. In ihr fanden sich einige Knochen, darunter der Unterkiefer eines starken Höhlenbären, (im Naturhistorischen Museum in Wiesbaden)
Reste des Urmenschen aus der Steinzeit hat man bis jetzt nicht am Wildweiberhäuschen gefunden. Behlen nimmt aber an, daß wahrscheinlich doch Diluvialjäger hier gejagt habe bei den zahlreichen Renntieren.
So sah man wohl den Felsen bei Langenaubach als die Wohnung der scheuen, wilden Weiberchen an. Es gibt auch in anderen Gegenden ‚Wildweiber und allerlei Sagen über weinende Königinnen, Klagefrauen, Nachtfräulein, usw. Über das Wildweiberhäuschen bei Langenaubach sind mir derartige Sagen nicht bekannt. Die mündliche Überlieferung berichtet, daß einmal ein (französischer ?) Reiter mit dem Pferde hinabgestürzt sei.

Die Steinkammern bei Erdbach

Die Steinkammern bei Erdbach sind Aushöhlungen des Wassers. Wenn Regenwasser durch verweste Pflanzen fließt, nimmt es Kohlensäure auf, und solch Kohlensäurehaltiges Wasser löst den Kalkstein verhältnismäßig leicht auf. die verschiedenen Höhlungen haben wahrscheinlich zu verschiedenen Zeiten verschiedenen Zwecken gedient: als Wohnstätten, als Begräbnisstätten, als Aufbewahrungsräume für Jagdbeute und als Zufluchtstätte in Kriegszeiten. Man unterscheidet die sogenannten Großen und die Kleinen Steinkammern. Die Großen Steinkammern sind die großen, nach oben überhängenden Südwand, näher am Erdbach gelegen. Der Eingang oben ist seit Jahren verschüttet. Der Jäger und Landmann Jakob Georg aus Erdbach schreibt mir einiges darüber, das ich in seiner urwüchsigen Art hier wiedergebe. Er berichtet von einer Sage, die in Erdbach fortlebt: "Nach einer alten Sage sollen die Steinkammern mit dem Langenaubacher Wildweiberhäuschen in unterirdischer Verbindung stehen. Zwei Naturforscher sollen dieses untersucht haben. Der eine ist hineingemacht, der andere ist an der Öffnung stehen geblieben. Sie wollten ihre Verbindung durch Kordel aufrecht erhalten. Aber leider reißt derm Untersucher das Verbindungskordel aus der Hand und ist heute noch nicht zurückgekehrt. Die kleinen Steinkammern liegen etwas höher, nach Süden zu. Es ist die Felsgruppe, welche gewöhnlich besucht wird, mit dem größeren Raum oben und dem Durchgang nach unten. Zur Zeit läuft eine Baumwurzel waagrecht an der einen Seitenwand entlang. Georg schreibt mir darüber: "Nach rechts geht eine ziemlich große Öffnung durch die Felsen hinein, welche ich im Jahre 1863 mit Herrn Oberlehrer Friedemann von Dillenburg durchsucht habe. Wir waren ungefähr 300 m unter dem Breitscheider Feld (?). Es befinden sich in der Höhle ziemlich große Räume, stellenweise so groß wie der Innenraum einer Dorfkirche. Diese sind durch Tropfsteinabfluß so hell und weiß, daß man das Licht ersparen kann (?). Herr Oberlehrer hat in den Höhlen 23 Fledermäuse gefangen, in Papier eingewickelt und mitgenommen. Während der Herr Oberlehrer in den Spalten herum nach den Fledermäusen suchte, blieb ich an der Felsenwand stehen. Auf dem Boden lag feiner Sand oder Erde. Ich spürte auf einmal, daß ich so langsam tiefer sank, weshalb ich zu Herrn Friedemann sagte, ich täte zurückgehen, denn man wüßte nicht, wie der Teufel sein Spiel mache und man würde lebendig begraben. Ich dachte an den Naturforscher. Ich kehrte nun zurück ins Freie. Nach 2 Stunden kam auch der Herr Oberlehrer und brachte wunderschöne Tropfsteine mit. Auf dem Wege nach Erdbach hat er öfters gesagt: "Ach, wie wunderschön in den Höhlen!" - Die Kleinen Steinkammern wurden im Jahre 1884 von dem Konservator Oberst a.d. von Cohausen durchforscht. Seine Funde sind im Wesentlichen dem Altersmuseum zu Wiesbaden einverleibt worden. Der Katalog des Museums weist die gefundenen Gegenstände der jüngeren Hellstettzeit, also etwa der Zeit um 500 v. Christi Geburt zu. Von Cohausen reiht sie in die etwas jüngere La Tene-Zeit ein. Jedenfalls stammen die Funde aus vorrömischer, vorchristlicher Zeit. Von Cohausen berichtet in den Nassauischen Annalen Band 19 wie folgt darüber: "Ich habe den Raum vor der Höhle 1 m tief und auf dem Felsen hinfahrend immer weniger tief ausgegraben, und gleich anfangs fast noch Untertag 80 cm unter der Oberfläche zwei Gruppen menschlicher Gebeine nebst Beigaben gefunden, welche höchstens vier Indivien angehört haben können. Darunter befand sich kein Schädel, nur der Unterkiefer eines Kindes, drei Schulterblätter, ein Schlüsselbein, zwei Rippen, ein Lendenwirbel, eine Rippe, ein Oberarmknochen mit abgenagten Köpfen, sechs Unterschenkelknochen (drei Wadenbeine und eine Kniescheibe, zwei Armknochen standen in einem bronze Armring und waren vielleicht nur zufällig mit einem flachen Steine bedeckt. Die Knochen und Beigaben nahmen einen Raum von 120 zu 70 cm ein, in welchen sie erdungslos, als seien sie von einem Raubtier durchwühlt worden, lagen; links ein Bronze-Halsring und der genannte Armring rechts fünf Ohrringe mit Bernstein und Glasperlen, ein eiserner Ring mit einigen Kleingeräten, keine Waffen, kein Feuersteinmesser oder dergleichen. Den Topfscherben, die sich auch sonst zerstreut in der Höhle und in dem nordwestlichen Ausgange fanden, haben bis auf eine, vielleicht auf der Töpferscheibe gemachte, den Wallburgcharakter mit Fingereindrücken, auch steinig, teils schwarz, teils rot gebrannt. Unter den Tierknochen war einer aus der Tibia (Schienbein) des Rehes zu einem Pfeifchen bearbeitet, wie wir deren ganz gleiche aus römischen Funden besitzen. Die Tierknochen sind mit Ausnahme eines Schädels und fünf anderen Knochen von einem Reh und drei vom Fuchs, alle vom Rind zerbrochen oder zerbissen, aber keiner gespalten wie der Mensch zu thun pflegt. Endlich fand sich noch im nordwestlicher Gegend der Stoßzahn des braunen Bären. Eine Bearbeitung der Felsen mittelst eiserner Werkzeuge war nirgends zu entdecken, was jedoch nicht ausschließt, daß man der Arbeit von Nässe und Frost mit Steinklopfen nachgeholfen und Felsbrocken heraus geschafft hat. Wir haben somit in dieser Höhle nicht nur eine Wohnung, sondern auch mehrere Gräber vor uns, welche, wie uns scheint, der der Römerzeit kurz vorhergegangener La Tine - Periode einzurechnen sind, und gewissen Hügelgräbern entsprechen. Hügelgräber aber fehlen den Landesteilen auf der rechten Lahnseite fast gänzlich, während sie auf der linken Seite überaus häufig sind. Mit der Steedener Höhlen hat die Steinkammer nichts gemein. Statt des dortigen gewaltigen Höhlenbären hat sie den kleinen braunen Bär und überhaupt die Tierwelt der Gegenwart. Die großen Hohlräume, die Georg oben beschrieben hat, sollen nach seiner Aussage auch von den Großen Steinkammern aus zugänglich gewesen sein. Der Eingang ist jetzt verschüttet. Auch Lehrer Becher, der die Höhlen beschreibt, wie sie gegen Ende des vorherigen Jahrhunderts (des 18. Jahrhunderts) beschaffen waren, spricht von größeren als sie jetzt vorhanden sind. Die Steinkammern wurden 1928 unter Heimatschutz gestellt.

Der Barstein

Barstein oder Bardenstein? Die Gusternhainer, die dem Berg zunächst liegen und in deren Gemarkung er sich befindet nennen ihn "Barsta" (Barstein). In Breitscheid sagt man allgemein "Busta" (Bustein). Das "Bu" ist nun schlechtendings nicht zu deuten, uns fehlt jede Wortanalogie; vielleicht ist es eine Verkümmerung des "Bow". In Büchern und auf Karten werden beide Namensformen, Barstein und Bardenstein gebraucht. Mir scheint die erstere die richtige, weil sie die Volkssprache hat, die sie unverändert durch die Jahrtausende fortpfll..gt während der Name "Bardenstein" als eine von den Gelehrten Bezeichnung jüngeren Datums anzusehen ist. Was bedeutet nun "Bov"? Grenze "Wasserscheide" ist eine Erklärung. Der Barstein bildet die Wasserscheide zwischen der Sieg und der Dill. Man kann das Wort auch wie "bar" das heißt, blaß, ableiten: die unbedeckte Felskuppe. (Die ist aber größtenteils mit Rasen bedeckt).
Es scheint als habe man früher das Wart Barstein der Volkssprache auch von "bar" abgeleitet. Nach einer von Fenoldi mitgeteilten Notiz aus der Rezistortur des Kölner Lehensarchiv war (wahrscheinlich) der Waldzehnte "am Barensteyn" vom Ende des 16. Jahrhunderts Kölnisches Lehen. Man sieht, daß hier das Eigenschaftswort Bar abgewandelt worden ist: aus baren (bloßen, Steine. Den Namen Bardenstein finde ich zum ersten mal in Bechers neuerer mineralogischer Beschreibung von 1789 auftretend Becher sagte von dem Berg: - welchen ich Bardenstein nenne. Warum er dem Berg diesen Namen gab verschweigt er.
Geschichtsforscher Vogel nennt den Berg in seiner Beschreibung des Herzogtums Nassaus keltische Kultstätte, wo die Barden "als Dichter und Sänger das Lob der Götter verkündeten und das Unsterbliche in den Taten des Volkes bewahrten. Auch Spielmann gibt in seiner Geschichte von Nassau (1909) dieser Ansicht noch Raum. Er schreibt: Der Bardenstein mag in uralter Zeit oft des Bardengesanges, vielleicht auch von Gesangwettstreiten gewesen sein." "Mag uns vielleicht"! Die Begeisterung der Kelten zum Westerwald sind wissenschaftlich noch nicht genügend geklärt. Selbst die diejenigen von Orten und Bergen die man als keltischen Ursprungs ansieht, geben noch keinen festen Boden für die Behauptung, daß Kelten auf dem Westerwald gewohnt haben. Welcher als keltisch geltender Mann ist inzwischen auch anders gedeutet worden. So führte man den Namen Druidenstein auf die Druiden, der Prister der Kelten zurück. Rehorn aber gibt dem Namen eine ganz andere Auslagerung. Daß er sich für unsern Berg die Bezeichnung Barstein zu eigen macht, beweist, daß er auch nicht an den Gesang der keltischen Barden auf dem Berge geglaubt hat. Bei einigem Nachdenken muß uns auch die Sache zum mindesten recht unwahrscheinlich vorkommen. Zu der Zeit wo die Kelten den Westerwald als Jagdwald bewohnt haben können, also vor 150 vor Chr. Geburt war der hohe Westerwald höchstwahrscheinlich noch geschlossenes Urwaldgebiet, sumpfig, nebelig, steinig und kalt, nur von Jagd- und einigen wenigen Verbindungspfaden durchzogen, festere Ansiedlungen nur in den tieferen Tälern. Wer sollte in solcher Wildnis sangesfreudig auf den Gipfeln unseres Berges geeilt sein, um die Götter zu loben? Oder wer möchte gar Lust verspürt haben, da oben ein Gesang zu wettstreiten, wo der gespielige Wind oder gar der Worst den Sieger sofort den Ton vom Munde abnimmt und ihn schadenfroh in alle Winde zerstreut? -
Bliebe noch übrig, den Bardenstein mit germanischen Barden (Sängern) in Verbindung zu bringen. Darüber kennen wir aus einer Sage, nach der ein hartherziger Graf unserer Gegend den Sänger, der ihm in Lied seine Schandtaten vorhielt, aus Rache lebendig am Barstein anschmieden ließ. Nun seien die Tiere des Waldes gekommen und hätten dem gefesselten Speise gebracht. Auf der Jagd habe der Graf zufällig den angeschmiedeten Barden wiedergefunden, und gerührt über dessen wunderbare Erhaltung habe er ihn versöhnend ans Herz gezogen.
Jedenfalls entbehrt das ganze Bardengeheul, ob nun keltischer oder germanischer Art, der wissenschaftlichen Begründung. Es wird der Name "Bardenstein", so schön und stolz er auch klingt, nur eine vorübergehende Erscheinung sein.
Sind wir durch diese Ausführungen auch um eine schöne Illusion ärmer geworden, der Berg bleibt uns doch, wie es auch um seinen Namen bestellt sein möge, ein lieber treuer Zeuge aus der Vergangenheit. Bis an seinen Fuß spülen die Wellen des zeitlichen Weltgetriebes, er selbst bleibt unberührt davon, wie das Elend inmitten der Meeresunruhen. Wer ihn empfänglichen Gemütes aufsucht, wird sich des Zaubers seiner stillen Umwelt nicht entgehen können.

"Hier kann der Mensch von bangen Stunden
Am Herzen der Natur gesunden."

Eine Beschreibung unseres Berges habe ich nur bei Becher gefunden. Er führt 1789 aus: "Vor Breitscheid nicht fern vom Dorf Rabenscheid (ob Becher wohl Gusternhain gar nicht gesehen hat?) erhebt sich ein Lavafelsen glattrund, welchen ich Bardenstein nenne. In den nächsten Orten wird er Barschstein und Barstein genannt. Er nimmt sich in der Ebene, aus welcher er hervorgetreten, mit aus. Die nördliche Seite, welche 750 Fuß lang, ist mit Lavafelsen garniert und oben hat er eine 214 Fuß breite Fläche. Die Lava ist dicht und von bläulichgrauer Farbe, um sie herum findet sich aber auch noch Fläche mit Glummerblättchen aus bräunlichen und weißen Glaspunkten, insbesondere auf den Äckern, welche nach dem Breitscheider Wald zu liegen. Auf der ganzen Nordseite des Bardensteins haben ehedessen die Felsen zusammengehangen und ein Ganzes ausgemacht, welchem an der Höhe wenig von 30 Fuß gefehlt haben wird. Zeit und Menschen arbeiten aber an ihrer Zerstörung, wodurch Stücke eingefallen, noch mehr Lücken oder Bruch entstanden sind, daß die Breitscheider vorn ihre Bausteine brechen wozu sie sehr schicklich sind.
Der Felsen hat daher jetzt ein Ansehen, wie ein Gebirge, das der Bergmann gerüttet nennt. Ich halte ihn in Verbindung mit dem Ganzen für einen besonderen vulkanischen Ausbruch. Da die Gegend hoch, der Bardenstein noch höher ist und gleichsam die Form eines Amphitheaters hat, so genießt man von ihm eine weite Aussicht nach Nordost, Osten und Südwesten, wie die Grafschaften Witgenstein, die Darmstättischen Lande, Wetterau und auf den Vogelsberg."

Die erwähnte Sage lautet ausführlich:

"Über dem Lande herrschte einst ein wilder Graf, raue Gesellen waren seine Untertanen. Die Kunde von dem gewaltigen, rechtbrechenden Herrscher war weit nach Norden zu einem Heldensänger gedrungen. Nach langer Wanderschaft kam er, überall seine Lieder erschallen lassen, auch an den Hof des Westerwaldgrafen, freudig aufgenommen als der Verschönerer des Gastmahls. Der Sänger greift zur Laute und schildert in bewegten Tönen die Not des Landes. Er weist den Grafen auf seine entsetzliche Schuld hin und auf die Strafe des Himmels, wenn er nicht sein verruchtes Leben ändert. Da ergrimmt der Graf und verurteilt den Sänger zu grausamen Tode. Da oben im Walde, an steiler Felsklippe, wird der Barde, in Fesseln geschmiedet, einen elenden Hungerstode preisgegeben. Doch mag der Haß des beleidigten Herrschers noch so groß sein, - die Tiere des Waldes vereiteln ihn. Die scharen sich um den gefesselten Sänger, lauschen seinen Liedern und bringen ihm Nahrung; ja eine Hirschkuh nährt ihn und stillt seinen durst. - Einst verfolgt der Graf auf der Jagd eine flüchtige Hündin. Verwundert eilt sie vor ihm her und führt den nacheilenden Jägersmann durch Bruch und Moor und Heide auf hohen Bergesgipfel, und hier findet der wilde Graf den totgeglaubten Sänger wieder; voll Reue eilt er auf den Angeschmiedeten zu und zieht ihn brüderlich an seine Brust."

Der Barstein

(von Fritz Philippi um 1900)

Es liegt auf einsamer Heiden
im hohen Westerwald
seit lange vor Menschenzeiten,
ein ragender Basalt.

Er liegt in Sonne und Regen
und Schnee so bloß und bar,
und seinen Leib allerwegen
durchfürchte manches Jahr.

Die drohende Wetterwolke
zerscheitelt an dem Fuß,
und unten murmelt im Volke
man dankbar einen Gruß.

An seiner felsigen Stirne,
der Feder gleich am Hut,
ein Tannenreis zu der Ferne
wuchs auf in karkem Mut.

Der Sturm sprach tobend zur Tanne,
"Geh fort, du töricht Ding!
Ich führ dich mit von dannen
Hinab zum Talbering."

Es flüstert der Sonne brennen
"Ich dörr den Leib dir aus,
läßt du nicht willig dich trennen
von deinem Felsenhaus!"

Doch wehret mit Haupt und Fingern
Die Tanne der Gewalt.
und ihre Wurzeln sich schlingen
stets tiefer in den Halt.

Will lieber in Armut wohnen
und sterben auf heimischer Höh,
als fremd in dem Grunde thronen
voll Pracht und heimlichen Weh.

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übersetzt von Kornelia Pelz

 

 

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zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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