blog  Kontakt  Hilfe  Impressum  Download
www.ge-li.de/blog/
 
www.alt-breitscheid.de/blog/  


Kalksteingewinnung in der Breitscheider Gemarkung in alter Zeit

Die Erschließung der Bodenschätze in der Gemarkung Breitscheid ist für Ton, Walkererde und Braunkohle seit Ende des 16. Jahrhunderts urkundlich belegt. Wesentlich früher wird aber - auch ohne schriftlichen Nachweis - die Gewinnung des Kalksteins für verschiedene Verwendungszwecke anzusetzen sein.

Zuerst ist wohl der gebrannte Kalk zum Mauern, Verputzen und Anstreichen ("Weißkalk") genutzt worden. Spätestens beim Bau der Kirche im 14. Jahrhundert wird ein Kalkofen in Breitscheid vorhanden gewesen sein; schriftliche Vermerke und Bodenfunde weisen auf einen Standort in der kleinen Flur "Pfaffenkäutchen", einem Eigentum der Kirche, hin. Alte Kirchenrechnungen enthalten Einnahmeposten mit der Bezeichnung "Kalkgeld". Leider ist beim Neubau des Kirchenschiffs 1969/70 eine Untersuchung des alten Mörtels nicht vorgenommen worden, doch wird nicht daran zu zweifeln sein, dass der darin enthaltene Kalk aus der Breitscheider Gemarkung stammte.

Die Verwendung von Kalksteinen für Mauerwerk gab es in der Bauzeit der Breitscheider Kirche noch nicht; Turm und Schiff des Gebäudes wurden aus Basaltfindlingen, die im Wald und auf Viehweiden herumlagen, gemauert. Auch für die Wohn- und Wirtschaftsgebäude im Dorf verwandte man bis Mitte des vorigen Jahrhunderts als Baustoffe nur Basaltsteine, Lehm und Holz. Das erste Wohnhaus (mit zugehörigem Wirtschaftsgebäude) welches massiv aus Breitscheider Kalksteinen errichtet wurde, war das ehemalige Pfarrhaus (jetzt Metzgerei Kotrba), erbaut 1848.

Breitscheider Kalkstein wurde auch, ebenso wie der aus Langenaubach, Medenbach und Erdbach, für die Eisenverhüttung im Dill- und Sieggebiet genutzt. Der Transport dahin ging mit Pferde- und Ochsenfuhrwerk über die schon um 1600 genannten Zufahrtswege "Hüttenweg" und "Siegweg" zur "Alten Rheinstraße" über Haiger - Dillenburg zu den nassauischen Eisenhütten in dem vorgenannten Gebiet.

***

Zeugen der früheren Kalksteingewinnung waren bis in unser Jahrhundert hinein kleine, offene Gruben, "Kauten" genannt, in der Nähe der Straßen nach Medenbach, Erdbach und Schönbach. Der nassauische Geschichts-schreiber Christian Daniel Vogel hat um 1830 als damaliger Pfarrer in Schönbach noch über 20 Kauten in der Breitscheider Gemarkung gezählt. Dass er sie für Erdeinbrüche über Kalksteinspalten hielt, war nicht immer richtig. Nur einige der größeren Vertiefungen im Gelände, die in den ältesten Grundstück-Verzeichnissen schon mit den heute noch ge-bräuchlichen Flurnamen (z.B. "Klaasekaut", früher: "Closenkaut") ge-nannt werden, sind auf diese natürliche Weise entstanden und noch vor-handen. Die anderen - meist kleineren - Kauten waren verlassene oder nur noch selten genutzte Kalksteinbrüche auf Privatgrundstücken oder Gemeindeländereien.

Als in unserem Jahrhundert, begünstigt durch den Eisenbahn-Transport, industrielle Kalkstein-Gewinnungsanlagen an den Gemarkungsgrenzen Breitscheid/Medenbach und Breitscheid/Erdbach entstanden und die Hoch-öfen billiger und schneller mit Kalkstein versorgt werden konnten, hör-te der Kleinbetrieb der Bauern und Fuhrleute in Breitscheid auf. Die letzten "Kauten" sind inzwischen mit Schutt und Abfall verfüllt oder bei der Ausdehnung des Dorfes nach den beiden Weltkriegen mit Wohnhäusern und gewerblichen Bauten überbaut worden.

Aus der Heimatgeschichte 1996, aus der Manuskript-Sammlung des Ernst Henn nacherzählt von Manfred Thielmann, Breitscheid-Erdbach.

<< - >>

 

 

zurück zu Kalkstein- o zurück zur Liste


home | blog alt-breitscheid
hausnamen || liste | karte | ansichten | flurnamen | familien |
geschichte || Geschichtstafel | chronik | karte | kriege | Höhlen | friedenszeit | ereignisse |
schulen || kirchweg | lick | neue schule | klassenfotos |
kirchen || evangel. | konfirmandenfotos | freie evangel. | katholische | pfarrer | kirchgeschichte | feg-entstehung | posaunen | kirchhof |
arbeit || rathaus | landwirtsch. | töpferei | haus | ton-ind. | post | a-dienst | bahn | verkehr | stein | wald | wirtschaften | arzt |
fritz philippi || fortsetzungsgeschichte | buch | über ihn | gedichte |
freie-zeit || vereine | feste | gedichte | spazieren | sport | feuerwehr | musik | hochzeiten | unbekannte Bilder
kinder || vor der schulzeit |

Hinweise zur Benutzung

höhle >
kontakt
anfahrt >
site map
download
impressum

Eine Gesellschaft hat keine Zukunft, wenn sie sich nicht an die Vergangenheit erinnert.
zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

Diese Seite "Alt-Breitscheid" wird von diesem Blog begleitet: http://altbreitscheid.wordpress.com/

Copyright 2008-14 G.Lingenberg.