Annalen (Bd. 19) betrug die Zahl der Hingerichteten für Amdorf 2, Ballersbach 5, Bicken 14, Breitscheid 6, Driedorf 7, Eisemroth 5, Erdbach 3, Guntersdorf 3, Gusternhain 3, Heiligenborn 1, Herbornseelbach 8, Hirschberg 2, Hörbach 6, Hohenroth 1, Mademühlen 2, Medenbach 2, Merkenbach 9, Münchhausen 1, Offenbach 5, Rabenscheid 1, Rodenberg 5, Roth 3, Schönbach 10, Seilhofen 4, Sinn 2, Uckersdorf 1, Übernthal 2, Wallenfels 1, Dillenburg 6, Donsbach 2, Eibach 8, Hirzenhain 2, Langenaubach 1, Manderbach 2, Nanzenbach 1, Niederscheld 3, Sechshelden 1. -
4 Breitscheider Frauen wurden am 30. Oktober 1629 mit 5 anderen in Herborn hingerichtet. (Die Protokolle darüber siehe S. 374 ff. dieser Chronik). Die ihnen zur Last gelegten Übeltaten gaben sie zu. Das Urteil lautete: "... sollen ihnen zur Straf und andern zum abscheulichen Exempel mit dem Feuer vom Leben zum Tode durch den Nachrichter bestraft und hingerichtet werden." Weil sie aber geständig waren, wurde das Urteil dahin gemildert, daß sie enthauptet und dann begraben wurden. Ebenso geschah es mit der Anna Scherer, Ehefrau des Matthias Scherer aus Breitscheid. Sie wurde am 18. Februar 1631 mit 2 Frauen aus Erdbach und 3 aus Schönbach hingerichtet. Die Anklage enthält 73 Punkte. Im Jahre 1639 wurden dann noch 2 Frauen aus Breitscheid hingerichtet: Anna, Ehefrau des Hans Scherer, genannt die Burganne, und Anna, Ehefrau des Georg Schäfer, genannt Schneiders Anne. -
Die Hinrichtungen fanden "aufm Hinter Sand" in Herborn statt (auf der rechten Dillseite unterhalb der neuen Brücke, die zum Bahnhof führt). Das Gefängnis für die Unglücklichen war der Hexenturm (er steht heute noch!). Die Folter befand sich im Schloß. -
Keller berichtet über die Verfolgungen in unserer Heimat: Ein Mann und eine Frau aus Mademühlen starben im Gefängnis, nachdem sie tags zuvor waren gefoltert worden. Eine Frau aus Langenaubach hatte in der Nacht vor der Hinrichtung das feuchte Stroh ihres Bettes angezündet und war erstickt. Der Leichnam wurde vom Scharfrichter verbrannt. "Unter den zu Herborn Hingerichteten befinden sich 11 Zauberer, 10 Wittfrauen und 65 zum größeren Teil alte Frauen ... Ein Mädchen aus Amdorf, Katharina Jung, hatte sich ihrem Vater, gewiß unter vielen Tränen, als Hexe bekannt, und sein Gewissen trieb ihn an, daß er am 1. Mai 1631 nach Herborn ging und seine Tochter als Hexe angab, die dann sofort zur Untersuchung gezogen und schon am 11. hingerichtet wurde. In allen Teilen des Landes kam es vor, daß zu gleicher Zeit Mutter und Tochter, oder Vater, Mutter und Tochter, oder Bruder und Schwester als Zauberer hingerichtet wurden. Auch junge Mädchen kamen in dieser Zeit häufig zur Untersuchung und wurden gerichtet, wie Hans Steubings Tochter von Bicken, 23 Jahre alt, und andere in gleichem Alter." Soweit Keller. -
Ich habe das zweibändige Werk von Soldan - Heppe über die Geschichte der Hexenprozesse gelesen; es hat einen geradezu erschütternden Eindruck auf mich gemacht. So also haben die Führer der Menschheit jahrhundertelang geirrt! Darum "prüfet alles und das Beste behaltet"! (*)
Noch kurz des Trauerspiels Ausgang. Menschenfreunde, die dem Licht der Vernunft noch ein wenig folgten und der Stimme des Herzens sich nicht verschlossen, wie der Arzt Weyer (1563), der Jesuitenpater Friedrich Sper (Siehe Näheres im Anhang!) und andere, waren in jedem Jahrhundert gegen den Wahn mit seinen schauerlichen Folgen aufgetreten, aber ihre Stimme verhallte ungehört zu ihrer Zeit. Aber in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts lichtete sich der Nebel nach und nach. Dem reformierten Prediger Bekker in Amsterdam folgte der angesehene Professor der Rechtsgelehrsamkeit Thomasius in Halle (um 1700), die das finstere Vorurteil in ihren Schriften bekämpften. Bekker schrieb 1663 in seinem Buche, wenn man nicht an den Teufelsspuck glaube, so existiere er
*) Nachher sah ich, daß es einem andern ebenso erging: "Ich kenne außer den Religionskämpfen und Glaubensverfolgungen kein besseres Erziehungsmittel zu geistiger Freiheit und hohen Auffassung des Lebens als das Studium des Hexenwahns, dieses unauslöschlichen Makels der geistigen Kultur Europas". (Staatsoberarchivar Dr. Solleder, München).
seite-109 - seite-111
von Kornelia Pelz übersetzt
|