Neuvermessung des Feldes.
In Norddeutschland vererbt sich das Bauerngut ungeteilt auf den ältesten Sohn des Hauses. Bei uns teilen die Kinder selbst das kleinste bäuerliche Erbe, und oft ist es der Fall, dass ein Grundstück, ein "Item", sogar aufgeteilt wird. So kommt es, dass im Verlaufe eines größeren Zeitraumes (mehrere Jahrhunderte) die Zahl der Äcker zunimmt, also hier und da kleinere Äcker entstehen. Ein Zukleinwerden der Grundstücke muß aber vermieden werden, soll ihre Wirtschaftlichkeit erhalten bleiben.
Darum hat in früheren Jahrhunderten mehrmals eine Zusammenlegung der Grundstücke (Konsolidation) stattgefunden. Die letzte große in unserer Gemarkung erfolgte gegen den Ausgang des 18. Jahrhunderts und war 1802 beendet. Die Umlegung des Feldes muß für die Bauern eine aufregende Zeit gewesen sein, jeder vermeint da, zu kurz zu kommen. Aber Großes kann nur dann zustande kommen, wenn der Einzelne sich fügt und auch Opfer zu bringen weiß. Das sei auch im Hinblick auf unsere zukünftige Konsolidation gesagt, die ja kommen muß, wenn einmal die Motorpflüge und Mähmaschinen auf unserm Feld Verwendung finden sollen. Von der damaligen Konsolidation vermag ich mir auf Grund eines Auszugs aus den Akten im Archivs ein Weniges mitzuteilen.
1785 bittet die Gemeinde Breitscheid die Regierung in Dillenburg, die Konsolidation bis 1786 verschieben zu dürfen: es wird bewilligt. 1787, am 4. September, schlägt das Amt Herborn vor, mit der Konsolidation noch diesen Herbst zu beginnen; Schulmeister Thielmann sei zum Vermesser unbrauchbar. Die Gemeinde reicht für ihn ein Gesuch ein; 1788 prüft ihn Professor Dapping in Herborn, worauf ihmdie Vermessung von der Regierung gestattet wird. Im April 1789 berichtet die Gemeinde an die Regierung: Die Konsolidation ist im besten Feld begonnen. Die Stücke sind in sechs Güte-Klassen eingeteilt; die Gemeinde wünscht wenigstens sieben. Im Eckenfeld ist soviel Sumpf, Mauern und Morast, dass die Beendigung der Konsolidation den Ruin der Gemeinde bedeuten würde. Sie schlägt Austausch einzelner zwischenliegender Stücke zur Gewinnung größerer Parzellen vor. Ein Gutachten Dappings im Juni 1789 schlägt vor, die großen, wüsten und sumpfigen Teile nicht zu konsolidieren und nur Teile zusammenlegen zu lassen.
- Die Konsolidation war 1791 noch nicht vollendet, aber 1802. - Die mündliche Überlieferung berichtet, dass Schulmeister Thielmann mit dem Vermessen hinter der Ziegelhütte begonnen habe, daher sei auch später dort bei Vermessungen immer wieder der Anfang gemacht worden.
Damit wollen wir den Bericht über die großen Veränderungen auf landwirtschaftlichem Gebiet in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts schließen. Wir sehen, die große Zeit im deutschen Geistesleben fand auch in unserer Heimat, dem Dillenburger Ländchen, kein kleines Geschlecht.
1773, Oktober 15. Im hiesigen Presbyterium fragte der Inspektor von Herborn den Heimberger und die Vorsteher, "ob die Gemeinde die ... Erbrenthen a'9 Albus 6 d wegen des alten Stücks nicht jährlich an die Kirchenmeister abführen... wolle, oder ob sich die Kirche am alten Stück solle erholen?" Der Gemeindevorstand erklärte, er wolle dem zeitigen Kirchmeister besagte Erbrente entrichten, aber nicht den bisherigen Kirchmeistern den Vorschuß ersetzen, es stehe der Gemeinde auch frei, diese Rente gänzlich abzulegen.(Altstück neben der Fabrik).
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von Kornelia Pelz übersetzt
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