scher Mann gewesen sein, der sich auch nicht scheute, dem Amtmann gegenüber Rückgrat zu zeigen, wenn er glaubte im Recht zu sein. Unter ihm wurde die jetzige Kirchhofsmauer mit den beiden Pfeilern am Tor errichtet und der Kranz von Tannen an der Mauer gepflanzt, der 1923 fiel. - Weil Mannesmut nicht nur vor Königsthronen, sondern auch vor kleineren Thronen eine so seltene Tugend ist, darum soll ein Ereignis aus der Amtszeit des Klaas, das mir von glaubwürdiger Seite überliefert wurde, hier festgehalten werden. Die Rabenscheider wünschten zur Abkürzung ihres Weges in die Kirche ein Tor auf der Westseite der Kirchhofsmauer. Klaas war dagegen. Der Amtmann Kniesel von Herborn suchte den Schulheiß für die Wünsche der Rabenscheider geneigt zu machen und verhandelte hier mit ihm. Es wollte dem Amtmann nicht gelingen, auf gütlichem Wege den Schultheiß umzustimmen. Unwillig schlug er zuletzt mit der Faust auf den Tisch, sodaß das Tintenfaß leicht aufhüpfte, und sagte: "Das Tor kommt doch hin!" Da blitzte es auf in des Schultheiß´ Augen, und mit den Worten: "Und ich sage, es kommt nicht hin!" donnerte seine Bauernfaust auf den Tisch, sodaß das Tintenfaß nunmehr in die Höhe sprang und umstürzte. Gerührt über solch tapfere Mannesart lenkte der Amtmann ein, klopfte Klaas auf die Schulter und sagte: "Schultheiß, Sie sind ein Mann, das freut mich. Das Tor kommt nicht hin!" - Klaas hat nun doch noch, der Kirchen-Chronik zufolge, 1842 einen unrühmlichen Abgang gehabt. Auch gegen seinen Eintritt ins Amt hatten sich Beschwerden erhoben, die aber erfolglos blieben. (Akten darüber im Pfarrhaus)
Doch wir sind der Zeit vorausgeeilt und müssen nun wieder zurück zu derjenigen um 1815. Von den Reformen auf allen Gebieten wollen wir weiter hier nur die Veränderungen erwähnen, die in Kirche und Schule getroffen wurden. 1817 wurde das 300jährige Reformationsjubiläum auf besonders würdige Weise gefeiert: Die lutherische Kirche und die reformierte Kirche in Nassau und anderen Ländern wollen die Glaubensstreitigkeiten zwischen sich vergessen und schließen sich zu einer Kirche zusammen, zur evangelisch christlichen Landeskirche. Wir sind also seit 1817 nicht mehr reformiert (nach Calvin), sondern "uniert", nach der "Union" d.h. Vereinigung, die damals geschlossen wurde.
Am Brennofen.
(Vom Häfnergewerbe.)
(Brennöfen siehe auch S. 147!) Zu Philippis Amtszeit hier standen noch die beiden S. 147 erwähnten Brennöfen am Schönbacher Weg. In "Weiße Erde" hat er diese noch im Auge gehabt, als er (von ihnen) S. 35 und 36 schreibt: "Seitlings an das Oberdorf (?) prangt ein Ödland... Dort sind die Brennöfen der Häfner bienenkorbartig ins Gebirg gemauert mit einem mannshohen stumpfigen Schornstein, der sich wie ein armseliger Däumling ausnimmt, verglichen mit seinem Riesenbruder von der Fabrik. - Es war dunkle Nacht. Wie ein schwarzer Traum kroch der Rauch in die Finsternis hinein, ab und zu durchschreckt von flatternder Feuerglut. - Schon immer hatte Phil. Weidhaas (den Pfarrer) verlangt, den Erdhanger einmal am Feuerofen aufzusuchen... Philipp kam und blieb bei dem Anblick außen stehen. Mit einer langen Kutte aus Sackleinen und einer spitzen Haube angetan, sah der Erdhanger aus wie ein Mönch. Andächtig hantierte er wie bei einer altertümlichen Feier. Er trug die Mummerei zum Schutz gegen die beißende Glut und war allein vor dem roten Feuerloch. Das Feuer stellte sich vor ihm auf im roten Röcklein, machte Gebärden und warf sich, nachdem es sich oben steil aufgerichtet, mit Leidenschaft über die Holzscheite. Und die Schatten der Nacht gaben stummes Wiederwort hin und her. - Der Erdhanger erhob sich, um Spaltholz einzuwerfen, daß der Glutschein weit hinaussprang und nach dem Schatten griff."
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von Kornelia Pelz übersetzt
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