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geschichtsübersicht
Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 203

1890 Gründung der Posthilfsstelle in Breitscheid. Einige Jahre danach Anlegung der Fernsprechleitung; die ersten Privatanschlüsse im Dorf erfolgten 1919. Das Kommen desStempel 1890 Fernsprechers nach Breitscheid hatte Philippi in "Weiße Erde" dichterisch ausgeschmückt, "Die Fremdlingsleute (die die Linie anlegten) redeten mit einer andern Mundart als die Sonnwalter und hatten ihr Sinnen und Trachten einer andern Zeit verkauft, als die am Kuhschwanz baumelt... . Ganz Sonnwalt stand mit den Händen in den Hosen, die Weiber die Hände unter der Schürze, und sahen zu. Alle Hände aber kamen hervor und griffen in die Luft, als der Posthalter... die Beine spreizte auf der Gasse und gewichtig kundgab, mit dem dünnen Draht von Stange zu Stange sei künftig Sonnwalt unlöslich mit der weiten Welt verbunden. Denn unvermerkt war längs der Telegraphenstäbe die neue Zeit auf Stelzen angekommen mit Riesenschritten und hatte ihre Ankunft mit hellem Klingelzeichen in des Posthenrichs Stube vermeldet". U.s.w. - Der erste Postagent war Wilhelm Brandenburger, in dessen Haus und Familie die Post in Breitscheid bis heute verblieben ist. - Das erste Radio hier hatte Lehrer Geuckel (1920-1924).

1893 wurde die Spar- und Darlehenskasse des Raiffeisenverbandes in Breitscheid gegründet. *) Erster Rendant war der Lehrer Kegel bis zu seinem Wegzug von hier.
1888 war Friedrich Wilhelm Raiffeisen gestorben, der große Freund und Wohltäter des Bauernstandes, der es sich zur Lebensaufgabe gesetzt hatte, den Bauern in der genossenschaftlichen Selbsthilfe einen Rückhalt zu schaffen, damit sie nicht in Zeiten der Not Juden und andern Wucherern in die Klauen gerieten.
Inzwischen haben sich die Schöpfungen Raiffeisens weiter entwickelt. An den Bauern selbst liegt es, inwieweit sie zu einem Segen für sie werden. Sie müssen das Werk Raiffeisens unterstützen und es auch in ihrem kleinen Kreise weiter ausbauen und auswerten. Nur im Zusammenschluss liegt Macht! Wer Einzelfälle aus der Zeit der Not des kleinen Bauerntums auf dem Westerwald erlebt und beobachtet hat und somit die Ursachen des Raiffeisentums kennt, der legt gern ein Wort für seine Unterstützung ein.

1893.Außergewöhnliche Witterung.) (Siehe S. 333!)

Nachdem der genossenschaftliche Gedanke in unserm Dorf einmal Wurzeln geschlagen hatte, wirkte er sich weiter aus. 1896 wurde auf Anregung des Landrats Fromme eine Molkerei hier ins Leben gerufen. Die Bauernfrauen bekamen ihre Butter seither zu schlecht bezahlt. Das Dorf lag zu weit von den Städten entfernt, auch bestand hier kein kaufkräftiger Arbeiterstand. Der "Butterjung" von Willingen kaufte hier die Butter auf für 75 d.. das Pfund. "Mih kann ich net gee'". Nun lieferte die Molkerei feine Süßrahmbutter zu 1,20 d.., die allwöchentlich von einem Breitscheider Fuhrmann nach Herborn und Dillenburg gebracht wurde.

Das Betriebsgebäude der Molkerei war am Gemeindehaus (jetzt Bad), der Vorsitzende der Genossenschaft war der Bürgermeister Petry und der Rechner der Lehrer Kegel. Nach etwa 3 Jahren forderte das Landratsamt eine größere Erhitzung der Milch zur Abtötung etwaiger Krankheitskeime. Diesem nachzukommen, war aber bei den Einrichtungen der Molkerei nicht möglich. Es mussten neue, größere Apparate angeschafft und Dampfbetrieb eingerichtet werden, was größere Räumlichkeiten zur Vorraussetzung hatte.


*) Zunächst war die Gründung des Bauernvereins hier erfolgt (1892). Die Anregung dazu gab Pfr. Dietrich - Driedorf. Er hielt im Frühjahr 1892 zu diesem Zwecke eine Versammlung in Breitscheid im unteren Schulsaale. Pfr. Schmalz regte darin auch die Gründung eines Bauernvereins bei uns an und schlug den Lehrer Kegel vor, die Sache in die Hand zu nehmen. So trat denn der Breitscheider Verein hier ins Leben.
Da dieser nun ohne einen festen, finanziellen Untergrund nicht wirtschaftlich arbeiten konnte, ergab sich die Notwendigkeit der Gründung einer Spar- und Darlehnskasse (im folgenden Jahre), die Kegel nun führte. Auch von den anderen Einrichtungen des hiesigen Raiffeisentums, der Molkerei und der Mühle, war Kegel der "Haupt-Mann" (wie der volkstümliche Ausdruck hier lautet), obwohl er nur der Rechner war, Der Vorsitzende des Raiffeisenvereins war der Obersteiger Chr. Becker. Das erste Protokoll datiert vom 27.8.93, geführt von Lehrer Kegel, beginnt:
" Durch Unterzeichnung der Statuten bildete sich heute der Breitscheider Spar- und Darlehenskassenverein, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht. Die Mitglieder treten sofort zur ersten Gemeinsamen Versammlung zusammen und wählten Herrn Chr. Becker zum Vorsitzenden".

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von Kornelia Pelz übersetzt

 

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zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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