Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 286
1933
Dillzeitung von heute bringt einen Nachruf, worin es heißt: "Auf der Reise von Freiburg nach Wiesbaden ist Landeskirchenrat, Dekan Philippi, Wiesbaden, an den Folgen eines schweren Leidens im Alter von 64 Jahren verstorben. Pfarrer Philippi war ... der bedeutendste Dichter, den das Nassauer Land je hervorgebracht hat ... Er gehörte zu den führenden religiösen Lyrikern Deutschlands, der über die schweren Probleme Gott und Welt tief nachgedacht hat. Seine ersten schriftstellerischen Arbeiten galten dem Westerwald, dessen Landschaft und Menschen er unübertrefflich geschildert hat ... Alle seine Romane trugen Heimatcharakter. In dem Roman "Weiße Erde" hat er das Übergreifen der Industrie auf das flache Land trefflich geschildert ... Bei seiner vornehmen Natur war es ihm nicht gegeben, in die große Öffentlichkeit zu treten, weshalb er dieser auch ziemlich unbekannt geblieben ist. Dennoch ist Pfarrer Philippi von der Literaturgeschichte als der tiefste und bedeutendste Heimatschriftsteller beglaubigt, dem insbesondere die Westerwälder Heimat ihre feinsinnigste Schilderung und Deutung verdankt ..."
- 23.II. Als ich gerade die Feder niedergelegt hatte, brachte mir meine Schwester die Todesanzeige herauf; sie ist denkbar einfach gehalten. Seinen Freunden machen wir die Mitteilung, daß unser Vater Herr Dekan und Landeskirchenrat Fritz Philippi, nach kurzer schwerer Krankheit gestorben ist". (5 Anzeigen kamen ins Dorf; wir ehrten Philippi durch einen Kranzspruch.)
Tod und Leben.
Wie deines Lebens Leben / ist deines Todes Tod.
Was wähnst du, daß im Sterben / dir Unbekanntes droht?
Was lebend du gesonnen / im Tode sinnt den Schluß.
Das Lied, das du gesungen / sinnt aus im letzten Gruß.
Im Herbst sind leise Hände / gelassen im Bemüh'n.
Sie machen die Arbeit fertig / die anfing einst im Blüh'n.
Es kann der Tod nichts geben / was nicht das Leben gab.
Und deines Lebens Leben / kann nehmen nicht das Grab. (Philippi)
Am 21. Februar, dem Todestage Philippis, Wiedereinführen des täglichen Läutens, aber als Abendläuten. Das Mittagläuten um 11 Uhr war um 1929 eingestellt worden. (Siehe S. 32), wie mir unser Bürgermeister sagte, sollte es aber nicht abgeschafft sein. Ich glaube aber, daß das herkömmliche Läuten für immer eingeschlafen wäre, wenn sich nicht Herr Pfarrer Bars der Sache angenommen hätte. Am Sonntag, den 19. Februar, wies er auf die Bedeutung des Läutens hin, das ursprünglich Gebetsläuten war. Möge es jeder auf seine Art sich zum Segen werden lassen! Das Abendläuten ist unter den 3 Läuten, die noch in den verschiedensten Gegenden üblich sind, das schönste und sinnvollste. Wenn der Mensch der Last der Tagesarbeit ledig ist, ist er eher zur Andacht geneigt. Ein großer Segen wäre es für die Landbevölkerung, wenn es im Sommer so gelegt würde (mit jedem Monat wechselnd), daß es zum Feierabendläuten werden kann. Wer danach ohne Not noch im Felde arbeitet, ist daraufhin anzusehen als einer, der nicht satt werden kann in seiner Weltgier. "Der Mensch soll arbeiten; aber nicht wie ein Lasttier, das unter seiner Bürde in den Schlaf sinkt und nach der notdürftigsten Erholung der erschöpften Kraft zum Tragen derselben Bürde wieder aufgestört wird. Er soll angstlos mit Lust und mit Freudigkeit arbeiten und Zeit übrig behalten, seinen Geist und sein Auge zum Himmel zu erheben, zu dessen Anblick er gebildet ist." (Joh. Gottlieb Fichte)
(Da das Abendläuten im Winter weniger am Platze war, auch die Festsetzung der rechten Zeit Schwierigkeiten machte, haben wir im Jahre 193. wieder das alte Mittagläuten eingeführt.)
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von Kornelia Pelz übersetzt
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