Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 295
(Einschaltung)
"Der Westerwälder Mäckes."
(Zu dem gleichnamigen Artikel Dr. Heiler's in Nr. 7 der Dillenburger "Heimatblätter"1931)
Breitscheid ist nachweislich seit etwa 1700 der Hauptsitz des Häfnergewerbes in den Siedlungen des Ostabhangs des Westerwaldes gewesen. Während es heute nur 4 selbständige Häfnermeister zählt, hatte es deren im vorigen Jahrhundert über 30. So kam es mit den Mäckesern in Berührung, mehr als erwünscht war. Von allen Seiten zog das fahrende Volk der Hausierer mit "erdern Woar" dem Erddorf zu, wenn die Häfner "austaten", d.h. ihre Brennöfen leerten. Diese Geschirrhändler hießen allesamt hier Handels- oder Kiezenleute (Kiezeleu'"), ob sie nun ihre Ware in einer Kieze (Kiepe) holten, oder sich des Eselskarrens, des Hundewägelchens oder des mit Pferden bespannten Planwagens bedienten. Ab und zu belegte man sie insgesamt auch wohl mal mit dem Namen "Mäckeser" ("Etz komme de Mäckeser"!), doch verstand man sonst unter dieser Bezeichnung nur den Auswurf unter diesen Händlern, die unterste Sorte der Kiezenleute. Denn es gab ja auch ordentliche und rechtschaffene Leute unter ihnen. Das nichtswürdige, häufig mit Trunksucht gegaarte diebische, zänkische und rauflustige Wesen gehörte als wesentliches Merkmal zum Begriff "Mäckes" bei uns. Nach Dr. Heiler soll nun dieser Ausdruck im eigentlichen Sinne den Hausierer bezeichnen, "der nur mit Lumpen und Irdenware" handelt. Es ist möglich, daß ursprünglich das Wort "Mäckes" den herumziehenden Geschirrhändler (nach Schmidt einen "gewöhnlich mit einem Esel herumziehenden Töpfenkrämer", abgeleitet vom hebräischen makar = verkaufen) an sich bezeichnet und noch keinen anrüchigen Sinn gehabt hat, und daß sich dann der Begriff allmählich zu seiner heutigen Bedeutung gewandelt hat; gerade das Gewerbe der Kiezenleute bot ja den günstigsten Boden für die Entstehung des Mäckestums im üblen Sinne. Bei uns haftet schon lange dem Wort "Mäckes" der heutige Makel an, wie uns eine Auslassung unserer Kirchenchronik vom Jahr 1836 belehrt, in der die Rede ist von "den sogenannten Meckesern oder Geschirrhändlern, Menschen der verworfensten Art". - Man kennt hier wohl die Verbindung zwischen Lumpenhandel und dem Handel mit Porzelanwaren, aber nicht diejenige mit dem Handel mit "erdern War'"; auch werden die Lumpenhändler, wie die Kiezenleute, nicht als solche zu den Mäckesern gezählt. Kaum, daß überhaupt noch Mäckeser der alten Sorte auftauchen.
- Die früheren Kennzeichnungen, wie "Nomadenvolk ohne Heimat", die "in wilder Ehe leben", trafen schon nicht mehr zu bei dem Völklein, das wir um die letzte Jahrhundertwende als Mäckeser kennen lernten. Nur in einem lebt die alte, rohe Art noch ungemindert fort: in dem Schimpfwort "Mäckes", das zu den schwersten zählt, die im Schwange sind, und uns ahnen läßt, mit welchem Inhalt es früher belastet war.
Nicht "mit Recht" - wie Dr. Heiler meint - ist das Hessisch-Nassauische Wörterbuch der Ansicht Philippis beigetreten, die er in seinem "Matthias Hirsekorn" zum Ausdruck bringt: Die Herumzieher mit Irdenware hätten "Mäckeser oder Heidenleute geheißen. Auf dem Westerwald wird scharf unterschieden zwischen "Haareleu'"(den Zigeunern) und Mäckesern; niemals werden Zigeuner Mäckeser genannt, so sehr sich auch früher ihre Lebensweise glich.
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von Kornelia Pelz übersetzt
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