Fritz Philippi:
Der Kampf um die Heide
Der Nebel zog vom Tal herauf
Mit tausend weißen Pferden.
Kein Hufgetös. Kein Roßgeschnauf.
Das Nebelheer zu Hauf, zu Hauf!
Will Herr der Berge werden.
Die Sonn auf hoher Heide lag.
Der Wind war ihr Genosse.
Das war des Nebelmannes Klag,
Denn Wind und Sonne er nicht mag.
Drum schirrt er seine Rosse.
Er wogt an Waldhang und Geklüft;
Der Nebel hats geschworen.
Schon streift zur lichten Heidetrift
Sein kalter Hauch wie feindlich Gift ..
Die Heide geht verloren.
Die Sonne lachte auf der Heid,
Tat ihren Buhlen wecken:
Der Nebelmann rückt her zum Streit,
Drum auf! daß er bei guter Zeit
Heimhinke, lahm am Stecken.-
Der Wind sprang auf: Huih, Huih! Halloh!
Er schnaubt wie tausend Riesen.
Und stürmte vor mit Hussahoh.
Mit Feuerpfeilen kampfesfroh
Die Sonn begann zu schießen.
Es tobt die Schlacht, hinab-hinan.
Die Elemente ringen!...
Kopfüber stürtz der Nebelmann
Zum Tale über Fels und Tann.
Und hinterher ihm dringen
Die Worte nach: Du fahler Gauch!
Merk dies: für künftge Zeiten
Kriechst du im Tale auf dem Bauch ...
Freiluft und Licht, so bleibt es Brauch
Auf unsrer Bergesheiden!
Dennoch!
Du knorriger Baum am felsigen Hang!
Lang blieb ich vor dir stehn.
Ich hab an dir in schwerer Stund
Mir Lebensmut gesehn.
Mit klammernder Faust und sehnigem Arm
Hast du dich festgezwängt.
Der steile Hang, der starrende Fels,
Sie haben dich nicht verdrängt.
Es kamen die Wasser und wuschen fort
Die Krume, dein spärlich Brot.
Du zagtest nicht .. Und der Fels zerbarst
Im Kampf auf Leben und Tod.
Nun rauscht dein Wipfel, du knorriger Baum,
Und spricht: sei fest, halt aus!
Ich habe trotz Fels und Wasser und Hang
Mir doch gebaut mein Haus!
Vor der Heuernte.
Ahnungslos, wie Kinder, stehn / Gräser und Blumen am Bach,
Schauen selbstvergessen still / den goldnen Vögeln nach.
Die fliegen im goldnen Abendrot, / Hei, wer so fliegen kann!
Da, horch! Vom Dorf, wo die Häuser sind, / Klopft hart ein Finger an.
Er klopft so spitz, so hart wie Stahl. / Wer ist's dem der Finger droht?
Entsetzen fährt über die blumige Au: / Am Morgen kommt der Tod!
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von Kornelia Pelz übersetzt
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