Pfarrer Ludovici erwehrt sich seines Heimbergers Thönges Groß. (21. November 1664)
Demnach Thönges Groß Heimberger zu Breitschied, sich freventlicher Weise gelüsten lassen, mich itzigem pastorem daselbsten Johannem Theodorici in Anno 1664 schimpflich bey den Leuthen zu traducieren (auszutrepen?) undt schmutzlich anzugreiffen uff folgende Weise, auß lauter Neid, Zorn, Groll und Rachgierigkeit, jedoch von nicht unverschuldeten Ursachen.
1. Einmahl indem daß er den Schützen verbotten, den Schützenlohn mihr nicht nachzulassen.
2. Zum Andern, da ein oder etzliche mihr ein karren dürr Buchenholtz gebracht, bei der Gemeinde schand undt schmehelich darüber gehörnet, also daß auch Peter Thomaß dahero schmutzlich angegriffen, und sein Abschied von Geschworenem Ampt zu nehmen verursacht worden.
3. Zum Dritten klagt er, ich hielte mit Jost Schmitten zu Verath, der solte mihr auch nun helffen, und waß mehr schmeheliches, ist hier nicht zu melden.
4. Zum Vierten: weile ich ihme zum offteren zugesprochen, er wolte mit der Gemeinde reden, daß sie uff mein Bitten mihr die zween Acker ruhren (1) wolten, worauff er nicht allzeit gute Vertröstungswort wiedergeben undt dessen aber heimlich hinder mihr hero die Gemeinde gewarnet für solchem ackern, daß also mier gute Wort auß eim falschen argen Hertzen giebt.
5. Zum Fünfften: Verbeuth er der Gemeinde, es soll niemand bey mich gehen sondern mich meiden undt fliehen, alß wenn ich ein arger, ärgerlicher verführischer Mensch wehre, da doch die Leuthe am meisten sich zu ihren Seelsorgern halten solten: nach dem gemeinen Spruch: wiltu wissen wer du bist, so sage mihr mit wem du umbgehest: alß ich wenn ich nicht wüßte, oder mich hielte nach Möglichkeit, wie der pret sagt:
Hic scopus unus erit, cuuctis prodesse, nocere:
Nemini, amare bonos et tolerare malos. (2)
6. Zum Sechsten: berichtet er die Leuth zu milt, alß ob ich bei ihm hinginge undt nicht zuspreche, welches er oder niemand immer mehr mit Wahrheit auff mich bringen können wird.
7. Zum Siebenden: hat er mich offentlich bei undt vor der gantzen Gemeinde zu mehrern mahlen belogen, alß hatte ich ihm selbst gesagt. Peter Thomaß hette mihr daß Ackern versprochen? Ach waß ist es doch, wan ein Reicher gern leugt wie Syr. 25. redet.
8. Zum Achten: So läst er seine Grimmigkeit undt kleine Rasenheit über mich sehen, indeme er sich gegen die gantze Gemeinde allein stellet, sie herausfordert, diejenigen so nicht drunden den Hoff wolten machen helfen (wie er die Pfarrarbeit nennet) solten bei ihn treten, er wolte die Buß allein geben? Waß aber daß nuhn für Leuthe sein, die da begehren Meuterey in geistlichen und weltlichen regimenten anzufahren, ist bekant, worinnen doch die Gemeinde desto bescheidener und witziger gewesen, weilen sie sich nicht von ihme zum Auffrur noch unnötigem Zank, weniger Verleumbdung hat wollen uffbringen lassen.
9. Zum Neunden: hat er mehrere mahlen bey undt vor der gantzen Gemeinde gesagt, donnernd geklagt, mit Ungebertigkeit undt Ungestüme, die Predigten gehen ihn ahn, er sey getroffen, ja er sey doch so gut als der Pfarrer, ich solte mit ihme an einen andern Orth gehen etc. undt waß daß dinges mehr ist, der ich doch jederzeit in meinen Predigten die Untugenden nach Pauli Vermahnung ingre - (3) straffe, in plurali numero (4) allzeit rede undt sage: Ein from
1)=rühren, meind artlich "rowwern", : das zweite ackern (das erste ist das "umstoßen").
2)=das wird das einzige Ziel sein: allen zu nützen, niemanden zu schaden, die Guten zu lieben und die Schlechten zu ertragen.
4)= in der Mehrzahl
3)=ingre: mich an die ganze Gemeinde wendend.
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von Kornelia Pelz übersetzt
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