Geschichtstafel
1230 - Aus diesem Jahr oder aus
1231 ist die älteste erhaltene Urkunde, die den Ortsnamen
Breitscheid ("Bredinscheit" nennt. Graf Heinrich von
Nassau, der Landesherr, schenkte dem Deutschen Ritterorden zugunsten
des Hospitals in Jerusalem Einkünfte aus einigen seiner freien
Dörfer, darunter Breitscheid ( und Erdbach).
1309 - Die Filialgemeinde Breitscheid der Mutterkirche
Herborn erhält durch einen Vertrag mit dem Herborner Pfarrer
das Recht, für ihre neu gebaute Kapelle einen Kaplan anzustellen.
Sie darf auch - in Einzelfällen und mit jeweils besonderer
Genehmigung - auf dem Platz um die Kirche (dem "Kirchhof")
Beerdigungen vornehmen, während normalerweise die Toten bei
der Kirche in Herborn begraben wurden. Für die in dem Vertrag
erworbenen Rechte zahlt die Gemeinde an die Mutterkirche (außer
einer Fruchtlieferung) jährlich 10 Denare Anerkennungsgebühr
("Obedienzgeld"). Diese Abgabe erscheint noch Jahrhunderte
später in den Kirchenrechnungen, z.B. 1684: Obedienzgeld
1 Albus 4 Pfennig.
1349 - Zwischen dem Kaplan Konrad, Sohn des Hermann aus
Breitscheid, und der Gemeinde - vertreten durch Trutwin, desselben
Hermanns Sohn, und acht weiteren Bauern - wird ein Vertrag über
die gegenseitigen kirchlichen Rechte und Pflichten geschlossen.
Der Pfarrer in Herborn und die dortigen beiden Bürgermeister
siegeln das Schriftstück. - In diesem Vertrag wird erstmals
der hl. Antonius als Patron der Breitscheider Kirche genannt.
Bei dem Vater der Brüder Konrad und Trutwin werden wir an
einen vermögenden und einflussreichen Bauern denken dürfen.
Vermutlich ist nach ihm der im Südteil der Gemarkung gelegene
Flurteil "Hermannsroth" (Rodung des Hermann) benannt..
1398 - Das Bedeverzeichnis des Amtes Herborn nennt zwölf
Steuerzahler in Breitscheid. -
1447 - In der Viehschätzungsliste dieses Jahres sind
37 Namen aufgeführt, davon 31 zur Steuer veranlagte Personen.
An zweitletzter Stelle steht "Weydebach des Priesters Knecht",
der die Landwirtschaft des Kaplans besorgte und selbst kein Vieh
hatte.
1450 - Die Gemeinde beschafft eine Glocke, die heute noch
vorhanden ist; als altes Kunstwerk ist sie den Kriegen unseres
Jahrhunderts nicht zum Opfer gefallen und hängt noch in demselben
Turm wie vor 525 (jetzt 559) Jahren. Die Halsumschrift lautet
(übersetzt): Jesus Maria heiß ich, die Gewitter breche
ich, die Toten beweine ich, die Gotteslästerer rufe ich.
Im Jahre des Herrn 1450. (Nach Dr. W. Bauer).
1452 - Das nassauische Kleinadelsgeschlecht von Gerendorf
ist von dem Landesherrn in Dillenburg mit einem Hofgut zu Breitscheid
belehnt. (Nach C. D. Vogel waren auch die Adligen von Hilgeshausen
bei Rittershausen in Breitscheid begütert). - Mit dem Aussterben
der von Gerendorf fiel das Gut in Breitscheid an das Dillenburger
Grafenhaus zurück und wurde verpachtet oder von dort bewirtschaftet.
1607 wird als Hausgenosse in Breitscheid "Hoffmanns Henrich"
genannt, 1628 derselbe als "Hoff Henrich". Es fällt
auf, dass er zwar in den Einwohnerlisten erscheint, aber zur Türkensteuer
und zu Abgaben nicht veranlagt wird - also wohl herschaftlicher
Hofpächter war.
Nach dem 30jährigen Krieg wird die Familie Hoffmann Hoff
nicht mehr erwähnt. Vermutlich ist die Gemeinde damals Besitzerin
des Hofgutes geworden; sie lieferte später - noch 1746 -
jährlich zehn Mesten Korn und drei Malter Hafer in die Rentei
zu Dillenburg. Die Flurbezeichnung "Hofstatt" in alten
Karten erinnert an das damals außerhalb der Flurhege am
Erdbacher Weg gelegene Anwesen.
1472 - Ein Unglücksjahr für das Dorf! Aus den
Bedeverzeichnissen ist zu ermitteln, dass etwa ein Drittel der
Einwohner an der Pest starb. Der Schmied und Gottschalk, der Krämer,
beenden ihr Leben am Galgen >>
1499 - Die Streitigkeiten um die Aspenstrut ( 1499 ff ) >>
1507 - Streitigkeiten zwischen Breitscheid und Erdbach >>
1510 - Streitigkeiten zwischen Breitscheid und Gusternhain >>
1519 - Aus diesem Jahr stammt die zweite Kirchenglocke
- kleiner und künstlerisch nicht so wertvoll gestaltet wie
ihre ältere Schwester. Die Inschrift heißt in deutscher
Übersetzung: Gegossen zu Ehren der heiligen Evangelisten
1519. (Nach Dr. W. Bauer). -
Beide Glocken zusammen bildeten das Gottesdienstgeläute;
allein läutete die ältere Glocke mittags und abends,
die jüngere bei Feuersgefahr und anderen Notlagen. (Eine
dritte Glocke wird in den Kirchenrechnungen des 17. Jahrhunderts
genannt; Näheres über sie ist nicht bekannt).
Auch die Glocke von 1519 wird noch benutzt.
1536 - Die Reformation wird eingeführt mit der Berufung
des Kaplans Jakob Ebersbach. Zuvor katholischer Priester in Siegen,
blieb er (über das Augsburger Interim und über die Einführung
der Glaubenslehre Calvins hinaus) mehr als 40 Jahre im Dienst
der Kapellengemeinde Breitscheid und wurde nach vierjährigem
Ruhestand hier begraben. (22 - 119) 1542 - Die Zahl der steuerpflichtigen
Haushalte stieg wieder auf 48.
- 1536. Streitigkeiten zwischen Breitscheid und Rabenscheid. >>
1544 - Irrungen zwischen Breitscheid und Langenaubach >>
1562 - Anordnung von Gemeinde-Backöfen in der Holz- und Waldordnung von 1562 >>
1566 - Zur Türkensteuer wurden 69 Personen veranlagt.
1577 - Ein Verzeichnis aus diesem Jahr enthält 45 "Feuerstätten".
1582 - In einem Schreiben der Gemeinde an den Grafen wird
erstmals die Volksschule erwähnt. Erster Lehrer wurde der
Kaplan Michael Schnadius, Nachfolger des Kaplans Ebersbach.
1583 - Die Schatzungsliste nennt 58 Namen mit Angabe des
Haus-, Grund- und Viehbesitzes
1585 - Graf Johann der Ältere läßt im Breitscheider
Wald oberhalb von Langenaubach auf Braunkohlen schürfen.
Die Niederschrift über eine vorausgegangene Bereisung durch
eine hessische Sachverständigenkommission ist im Hauptstaatsarchiv
Wiesbaden vorhanden. (Auch 1595 werden wieder Versuche gemacht,
ohne dass es zu einem richtigen Bergbau kommt).
1586 - Die Kapelle Medenbach ist von der Mutterkirche Herborn
getrennt und mit der Kapelle Breitscheid vereinigt. - Medenbach
gehört heute noch zum Kirchspiel Breitscheid.
1587 - Beschwerde der Breitscheider Bauern über ihren Müller in Erdbach >>
1588 - Streit der Gemeinde Breitscheid mit den Wollwebern in Biedenkopf um Walkererde im Jahre 1588 >>
1590 - Die ersten Öfen in Breitscheid
1597 - Ein Verzeichnis der Pesttoten dieses Jahres nennt
116 Verstorbene aus 46 Familien in Breitscheid. Erwachsene,
Jugendliche und Kinder sind mit Namen aufgeführt. Zehn Familien
sind ganz ausgestorben, andere zur Hälfte.
1600 - Der Bevölkerungsstand entspricht wieder fast genau
dem von 1447. - Der "Winkof" >>
1604 - Eine Spende der Kirchengemeinde Breitscheid für den Kirchenbau in Freudenberg im Jahre 1604 >>
1608 - Breitscheider Bauernsohn heiratet 1608 eine Apothekerstochter in Herborn >>
1614 - Pest
1623 - Pest
1626 - Pest - Steuerzahlungen in Breitscheid im Jahre 1626 >>
1629 - Wie an vielen anderen Orten beginnt in diesem Jahre
des 30jährigen Krieges die Verfolgung unschuldiger Frauen
als Hexen. 1629/32 werden sechs Frauen von hier in Herborn hingerichtet.
- Ein kleines, aber finsteres Kapitel in der Geschichte des Dorfes,
so nahe bei einer "Hohen Schule" mit berühmten
Theologen und Juristen!
1629 - Untersuchungsprotokoll gegen Lehna, Ehefrau von Heinrich Hoff aus Breitscheid, wegen Zauberei; Hingerichtet zu Herborn am 30.10.1629
1629 - Untersuchungsprotokoll gegen Ottilie, Ehefrau des Thonius (Anton) Schmit aus Breitscheid, wegen Zauberei; Enthauptet zu Herborn am 30.10.1629 und verbrannt
1629 - Untersuchungsprotokoll gegen Marie, Tochter des Joachim Schmit aus Breitscheid, wegen Zauberei; Hingerichtet zu Herborn am 30.10.1629, und zur Erde bestattet worden, da sie ohne Tortur gestanden
1629 - Untersuchungsprotokoll gegen Anna, Tochter des Schäfers Weigel aus Breitscheid, wegen Zauberei; Hingerichtet zu Herborn am 30.10.1629
1631 - Untersuchungsprotokoll gegen Anna, Ehefrau von Matthias Scherer aus Breitscheid, wegen Zauberei; Hingerichtet zu Herborn am 18.02.1631, wegen freiwilligen Geständnisses enthauptet und dann begraben worden
1638 - 1639 - Untersuchungsprotokoll gegen Anna, gen. Burg-Anna, Ehefrau von Hans Scherer aus Breitscheid, und Anna, gen. Schneiders-Anna, Ehefrau von Georg Schäfer aus Breitscheid, wegen Zauberei
1635 - Verwüstung des Dorfes im Mansfeld´schen
Rachefeldzug. Brände und Zerstörungen, auch in Kirche
und Pfarrhaus. Dazu - wie mehrmals vorher - wieder die Pest, diesmal
bis weit ins folgende Jahr hinein. Fast die Hälfte der Häuser
war 1636 nicht mehr bewohnt.
1636 - Pest, die Zahl der bewohnten Häuser verminderte sich
von 44 in 1608 auf 21 im Jahr 1636. - Ein Vermächtnis für die Pfarrei Breitscheid 1636 >> - Das Kirchspiel Breitscheid wünschte sich 1636 einen "anderen tüchtigen" Pfarrer" >>
1640 - Arztkosten im 30jährigen Krieg
1646 - Aus einer Kirchenrechnung vom Jahre 1646 >>
1658 - Nur 27 Ehemänner
1662 - Aus dem Protokoll des Amtes Herborn. Gemeinde Erdbach contra die Gemeinde Breitscheid.>>
1680 - 33 Haushalte lieferten die von altersher zu erbringende
Besoldungsfrucht ins Pfarrhaus. - Die Berufung eines Schulmeisters in Breitscheid gegen Ende des 17. Jahrhunderts
1682 - Das Breitscheider Pfarrhaus erhält eine Wasserleitung >>
1700 - Nachdem sich die Bevölkerung von den Kriegs-
und Pestzeiten des vergangenen Jahrhunderts erholt und wieder
vermehrt hat, beginnt für Breitscheid eine Zeit wirtschaftlichen
Aufstiegs. Zu den älteren bäuerlichen Nebenerwerben:
Köhlerei, Ton- Walkererde- und Kalksteingewinnung treten
- für kürzere oder längere Zeit - neue Gewerbe:
Zieglerei ab 1706, Pfeifenbäckerei ab 1708, Häfnerei
ab 1711, Braunkohlenbergbau ab 1748. (Die genannten Zahlen geben
die Jahre der Ersterwähnung an: sie sind möglicherweise
nicht immer auch die Jahreszahlen der Gewerbegründung). Die
bebauten und landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden
vermessen.
1706 - Erste Kleinbetriebe treten unter Verwendung des
Rohstoffes Ton auf - Zieglerei
1708 - Pfeifenbäckerei
1711 - Häfnerei
1711 - Kinderseuche im Pfarrhaus zu Breitscheid im Jahr 1711 >>
1712 -Die Geschichte der Herborner Häfner und ihre Verbindungen nach Breitscheid. Erdbach und Gusternhain (1712 Zunft wurde genehmigt) >>
1716 - Das nach der Messung von 1700 angelegte "Stockbuch"
nennt 76 Grundbesitzer
1722 - Verkauf der Kohlenmühle
1723 - Vier Breitscheider Familien wandern nach Ostpreußen
aus, zwei weitere - mit nicht genau bekannten Jahr um diese Zeit
- folgen in die sogenannte "Littau". - Breitscheider Auswanderer nach Ostpreußen im Jahre 1723
1724 - Zieglerei in Alt-Breitscheid in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts >>
1725 - Die Meisterprüfung der Häfner und Pfeifenmacher in Stadt und Amt Herborn im 18. und 19. Jahrhundert >>
1730 - Ermahnungen an die Kirchengemeinde und die Pfarrer 1730 >>
- Von den Holzfahrten der Breitscheider Bauern an den Fürstlichen Hof in Dillenburg um 1730 >>
- 1730 Schlichtung einer Grenzirrung zwischen Breitscheid und Medenbach. >>
1744 - Die Gemeinde baute am Kirchweg ein neues Schulhaus,
nachdem der alte, mit einem Backhaus verbundene Schulraum nicht
mehr genügte. Schönes Fachwerk mit Balkenschnitzerei
zeichnet das Gebäude vor allen anderen Häusern im Dorfe
und den meisten Schulen im Umkreis aus. - Die Schule erhielt im
Obergeschoss einen Betsaal, der später Lehrerwohnung wurde.
1752 - Frühe Auswanderer >>
1765 - Der Überfall auf den Postwagen bei Kölschhausen 1765 >>
1769 - Die Gemeindefinanzen 1769 / 1770
1770 - Die Zahl der Häuser betrug 54. - Breitscheider Bauernsöhne als auswärtige Hofverwalter oder Hofpächter im 18. und 19. Jahrhundert >>
1772 - Streit der Gemeinde Breitscheid mit ihrem Schulmeister vor 240 Jahren >>
- Der Husarenkorporal Jost Henrich Kolb war der erste Berufssoldat aus Breitscheid >>
- Ein Backrezept für Kartoffelmischbrot aus dem Jahr 1773 >>
1774 - Falschgeld in der Gelbermühle? >>
1775 - Bauern und Soldaten sollten keinen Kaffee trinken.
1778 - Keine Dachziegel für Frohnhausen >>
1782 - Eine vom Schulmeister Johannes Thielmann vorgenommene
Volks- und Viehzählung hat folgendes Ergebnis: 63 Haushaltungen;
317 Personen fast genau fünf je Haushalt); 14 Pferde;
278 Ochsen, Rinder und Kälber; 318 Schafe; 136 Schweine.
1788 - Die nassau-oranische Landesregierung in Dillenburg
belehnt Breitscheid - wie auch Erdbach und Schönbach - "für
ewige Zeiten" mit dem alleinigen Recht der Ton- und Walkererdegewinnung
in der Gemarkung.
1789 - Breitscheid soll eine Kreidefabrik erhalten. Aber dem "Fabrikanten" Anton Weyel fehlt es an Geld und Sachkenntnis >> -
1789 wird
Johann Henrich Lang aus Breitscheid geboren (Professor)
1795 - Durchzüge und Einquartierungen von Truppen
im Ersten Koalitionskrieg, auch im folgenden Jahr. - Auf dem Bauernhof
"Ziegelhütte" soll ein großer Geldbetrag
(1700 Gulden) geraubt worden sein. - Rechte und Pflichten der neuen Ortsbürger in Breitscheid vor 200 Jahren
1803 - Häfnergeselle aus Breitscheid flieht 1803 vor der Polizei >>
1804 - Es werden 60 Häuser mit 331 Bewohnern gezählt.
1806 - Mit dem Land Nassau-Dillenburg kommt das Dorf unter
französische Fremdherrschaft innerhalb des Rheinbundstaates
Großherzogtum Berg. Die ersten Soldaten aus Breitscheid
werden für Napoleons Feldzüge gemustert ("Konskription").
1808 - 94 Haushalte mit 395 Personen - Der Eid der Pfarrer und Lehrer in Nassau-Dillenburg auf den Landesherrn Napoleon im Jahre 1808 >>
1809 - Bemühungen der Regierung des Großherzogtums Berg im Jahr 1809 um die Förderung der Gewerbe in den vormals nassauischen Landesteilen
1811 - Die Grundsteuerrolle nennt 91 Zahlungspflichtige;
Von 34 Familiennamen gibt es heute nur noch die Hälfte.
1812 - Misslungener Versuch eines Breitscheider Bürgers, in der "Franzosenzeit" eine Behörde zu täuschen >> - Die kirchlichen Gebäude in Breitscheid im Jahre 1812 >>
1813 - Ende der Fremdherrschaft. Verbündete Preußen
und Russen sind als Einquartierung in Breitscheid. Von Gewalttaten
einiger Einwohner gegen Franzosen wird berichtet.
1815 - Breitscheid kommt
mit dem Amt Herborn zum Herzogtum Nassau. Hauptstadt und Regierungssitz
ist nicht mehr Dillenburg, sondern Wiesbaden. Die früheren
Heimberger heißen jetzt "Herzoglicher Schultheiß".
In der herzoglich-nassauischen Zeit nahm die Häfnerei besonders
stark zu, - Die Waterloo-Medaille von 1815 >>
1819 - weil die Gewerbefreiheit eingeführt wurde.Die
Häfnerei erreichte seinen Höhepunkt Mitte der 60er Jahre.
Das Filialdorf Rabenscheid der Kirche zu Driedorf wird in das
Kirchspiel Breitscheid eingemeindet. Der Kirchenpfad: Rabenscheid
- Grützenmühle - Hub - Buchlindenrain - Breitscheid
entsteht.
1821 - Lebensbedingungen >> - Mit 53 Jahren noch Pfarramtskandidat >>
1822 - Nach dem Gebäudesteuer - Kataster gibt es im
Dorf 74 zweistöckige und zwei einstöckige Häuser;
außerdem - zweistöckig -: Pfarrhaus, Schule und Mühle (
Kohlen- oder Gelbermühle).
1825 - Lehrer Johann Jost Haas berichtet in der Schul-Chronik,
dass 13 Wohnhäuser und 14 Scheunen abgebrannt sind. - Die
Brandstelle lag am damaligen östlichen Dorfrand im Umkreis
der Brücke über den Erbach (jetzt Dorfmitte).
1827 - Erneut Großbrand: 16 Häuser und 13 Scheunen
am damaligen Südrand des Dorfes (heute Wilhelmstraße
und Teile der Schönbacher Straße) werden zerstört.
1832 - Die Braunkohlengrube "Ludwigs Zuversicht"
westlich des Dorfes wurde in Betrieb genommen.
1834 - Das Bergmannsfest an Fastnacht zu Breitscheid im vorigen Jahrhundert
1834 - Delikt: Landstreicherei, Betteln, Diebstähle ; Appellation ; 01.09.1843 Schuetz, Catharina Margarethe; Breitscheid im Herzogtum Nassau.
1843 - 105 Häuser, 173 Familien und 598 Einwohner.
1845 - Auswanderungen mehrerer Familien nach Texas. Weitere
folgen zwischen 1849 und 1856, z.T. nach Nordarmerika. (Es konnten
bisher nicht alle Auswanderer zahlen- und sippenmäßig
erfasst werden.)
1848 - Die "kleine deutsche Revolution" erfasst
auch Breitscheid: eine Bürgerwehr wird gebildet. Am meisten
spürt der Wald die neue Freiheit! Der Herzogliche Schultheiß
wird "Bürgermeister". Im selben Jahr wird ein neues
Pfarrhaus mit Stall und Scheune bezugsfertig. Außer der
Kirche sind dies die ersten Massivgebäude in Breitscheid,
ganz aus heimischem Kalkstein gebaut.
1850 - Die Breitscheider Waldsteuer von 1850 >>
1857 - Breitscheid baut ein Gemeindehaus (in dem bis Oktober
1978 "regiert" wurde). Es erhält im Erdgeschoss
ein Backhaus und eine "Wacht". Letztere diente als Übernachtungsraum
für durchreisende Obdachlose und ggf. als Arrestlokal. - Vom alten Rathaus ( "Gemoa-Haus" ) in Breitscheid (1857-1980)
1863 - Breitscheid im Jahre 1863 -
Die Realerbteilung bäuerlichen Besitzes im vorigen Jahrhundert, erläutert an einem Breitscheider Beispiel aus dem Jahr 1863 >>
1865 - Viehhaltung in Breitscheid im Jahre 1865 >>
1866 - Auch die Breitscheider werden "Musspreußen",
aber das Bild des Herzogs Adolf bleibt bis 1918 im Schulsaal der
Oberklasse hängen - neben dem des Kaisers und Königs!
1867 - Erdbach-Hochwasser in Breitscheid im Jahr 1867 >>
1870 - In den Deutsch-Französischen Krieg ziehen 19
Soldaten; davon kehren drei nicht mehr zurück.
1871 - Trotz Auswanderungen stieg wieder die Zahl der Häuser
auf 121 mit 677 Einwohnern.
1873 - Kathrine Kolb schreibt ihr Testament
1881 - Eine neue Schule mit zwei Klassenräumen und
zwei Lehrerwohnungen, auch mit Stall und Scheune für Landwirtschaft
treibende Lehrer, wird in der "Lück" gebaut. Sie
erhält ein Dachtürmchen mit Glocke.
1883 - kam Reinhard Kegel als junger Lehrer an diese Schule. Er hat sich für Breitscheid sehr verdient gemacht.
1884 - Die Grabstätte in der "Kleinen
Steinkammer" wurde von Oberst a.D. von Cohausen freigelegt - Familiennamen 1884" - Das Dorf Breitscheid im Jahre 1885
1885 - Naturkundebuch vom Schäfer Johann Heinrich Schmidt (1821-1884)
1885 - Historische Steuerrolle 1885, in der alle steuerpflichtigen Personen aufgeführt sind.
1886 - Bürgermeisterbesoldung 1886 in Breitscheid >>
1890 - Für die etwa 750 Einwohner des Dorfes wird
eine Poststelle geschaffen, die der Postagent Wilhelm Brandenburger
verwaltet. Die Postsachen werden von Herborn mit dem Wagen gebracht.
- Die Post in Breitscheid vor dem Ersten Weltkrieg >>
1895 - 129 Häuser, 146 Haushalte, 770 Personen. (766
"Evangelische" und 4 "Andere Christen") - Dem Kriegerverein Breitscheid wurde 1895 von Berlin aus die Anschaffung einer Fahne genehmigt
1899 - Breitscheider Ton, bisher von den Häfnern/Töpfern
im Dorfe und in der Umgebung genutzt, findet Interesse bei Unternehmern
der grobkeramischen Industrie. Die neu gegründete Firma "Westerwälder
Thonindustrie" baut eine Schamottefabrik (mit Seilbahn
zum Bahnhof Niederdresselndorf), legte eine Tongrube im Tagebau
an und übernimmt die seit 1832 bestehende Braunkohlengrube
in der Nähe der Kirche.
Das hat in den nächsten Jahren einen erheblichen Rückgang
des seither stark vertretenen Häfnerhandwerks zur Folge,
gibt aber dem übrigen dörflichen Leben Auftrieb: Die
Bautätigkeit nimmt zu, Arbeiter und Handwerker von auswärts
heiraten ein, und die Einwohnerzahlen steigen.
Die 1692 im Aubachtal erbaute Breitscheider Wassermühle,
genannt Kohlen- oder Gelbermühle, ist abgängig. Eine
bäuerliche Genossenschaft baut in der Nähe des Pfarrhauses
in Breitscheid eine Dampfmühle, der später die Molkerei,
eine Dreschanlage, die Verteilerstation für elektrischen
Strom und eine Kreissäge angeschlossen werden.
1900 - Die Grube "Ludwigs Zuversicht"
wurde unter "Glück auf! Phönix" von der Thonindustrie
übernommen.
1902 - Die neun Dorfbrunnen können den größer
werdenden Ort mit seiner wachsenden Wirtschaft nicht mehr genügend
mit Wasser versorgen. Die Gemeinde baut eine Hochdruckwasserleitung.
1905 - Ein größerer Friedhof wird erforderlich
und westlich der Kirche, nahe am Wald, angelegt. - Juli 1907: Ein aufregender Monat in Breitscheid >> - Hausnummern 1908
1913 - Elektrifizierung des Dorfes
1914 - Die Eisenbahnstrecke Haiger - Breitscheid (- Beilstein)
ist im Bau. Der Bahnhof am Schönbacher Weg wird noch fertig,
die Bahn selbst aber durch den Ausbruch des Krieges nicht mehr.
1916 - Großfeuer in den Fabrikanlagen der "Westerwälder
Thonindustrie". Vermutete Brandstiftung durch Kriegsgefangene
bestätigt sich nicht.
180
Haushalte mit 948 Einwohnern (870 Evangelische, 24 Katholiken,
39 Andere Christen, 15 Sonstige)
1920 - Nachdem seit Kriegsende noch vier Soldaten an kriegsbedingten
Leiden gestorben sind, beträgt die Zahl der Kriegsopfer 29
in sechs Jahren. - Breitscheid, bisher von Herborn, Haiger und
Driedorf aus ärztlich versorgt, erhält in Dr. med. Struth
aus Lauterbach seinen ersten Arzt. - Im Wartesaal des unbenutzten
Bahnhofs wird die vierte Schulstelle eingerichtet.
1923 - das Jahr des Höhepunktes der Inflation
1925 - Auf der Pfarrwiese ist das evangelische Gemeindehaus
gebaut worden; es diente einige Jahre auch als Schulraum. 228
Haushalte mit 1091 Personen (890 Evangelisch, 27 Katholisch,
123 Freikirchlich, 51 Sonstige)
1928 - Die neue sechsklassige Schule (mit Lehrerwohnungen)
zwischen Erdbacher und Medenbacher Straße wird am 31. Oktober
eingeweiht. Vier Lehrer sind an ihr tätig.
1930 - Was sagt die Ortschronik
1932 - 182 Häuser, 247 Haushalte, 1087 Einwohner
1936 - Mit dem Bau des Flugplatzes auf der "Hub"
ist begonnen; ein großer Teil der Viehweide geht verloren.
Breitscheid soll kleiner Stützpunkt eines künftigen
Luftkrieges werden (was ihm später Unglück bringen wird.) Schweres Grubenunglück in Breitscheid 1936
1939 - Der Anschluss an das Eisenbahnnetz ist da! Mit 25
Jahren Verspätung kommt der erste Zug auf dem Behelfsbahnhof
in der Stauerswiese an. Wegen der Kürze der Strecke werden
die Züge bald mit dem Scherznamen "Balkan" (von
Balkan-Express) benannt. Die letzte Vorkriegszählung ergab
1134 Personen.
1945 - Bombenangriff auf Breitscheid, der eigentlich dem
Flugplatz galt, kurz vor Kriegsende; zwei Tote aus der Dorfbevölkerung,
erhebliche Zerstörungen an Häusern und Scheunen (auch
an der Schule) und Schäden in der Feldflur durch etwa 240
Bombentrichter. Der Schulunterricht fällt zum Teil aus. -
Die Opfer des sechsjährigen Zweiten Weltkrieges: 84 Gefallene,
Verstorbene und Vermisste.
1946 - Bevölkerungszuwachs durch hier eingewiesene
Vertriebene aus dem Sudetenland und Flüchtlinge aus deutschen
Ostprovinzen. Es entsteht nach über 400 Jahren wieder eine
katholische Kirchengemeinde. Nach dem Eintreffen der Heimatvertriebenen
stieg die Einwohnerzahl auf 1550.
1948 - Die Teilstrecke Breitscheid - Rabenscheid der Eisenbahn
nach Haiger, durch Zweckentfremdung des Tunnels währen der
Kriegsjahre stillgelegt, wird wieder in Betrieb genommen.
1953 - Auf der Pfarrwiese in Dorfmitte hat die Evangelische
Kirchengemeinde ein neues Pfarrhaus erbaut.
- Die Höhle im Steinbruch Barbara in 1953
1956 - Am 11. August 1956 um 15.30 Uhr MEZ fiel ein Meteorit auf eine Wiese am Rand des Dorfes.
1960 - Nach dem "Heimatadressbuch: 230 Häuser, 430
Haushaltungen, 1650 Einwohner.
1962 - Die Mehrzweckhalle am Ostrand des Dorfes wird ihrer
Bestimmung übergeben. Sie dient auch der Schule als Turnhalle.
1967 - Bischof Kempf von Limburg weiht die neue katholische
Kirche, die anstelle des Behelfsbaues am Waldrand oberhalb des
Friedhofes erbaut wurde. Mit ihr verbunden ist ein Pfarrhaus.
1968 - Das Schulgebäude wird durch Zusatzbauten vergrößert.
Breitscheid ist Mittelpunkt - Schulort geworden und braucht deshalb
mehr Klassensäle und Werkräume.
1970 - Im Advent konnte der erste Gottesdienst in der erneuerten
evangelischen Kirche gehalten werden. von der alten Kirche aus
dem 14.Jahrhundert ist noch der Turm vorhanden, in dessen Chor
mittelalterliche Fresken freigelegt wurden.
1972 - Das Dorf Rabenscheid, mit etwa 450 Einwohnern, wird
auf Beschluss der beiden Gemeindevertretungen verwaltungsmäßig
an Breitscheid angeschlossen - erster Schritt zur Großgemeinde!
Rabenscheid heißt jetzt "Breitscheid - Ortsteil Rabenscheid".
1975 - Auf dem Friedhof ist eine Kapelle erbaut, in der
Beerdigungsandachten aller Bekenntnisse gehalten werden können.
- Die alte "Leichenhalle" aus dem Jahre 1905 soll erhalten
bleiben.
1977 - Am Jahresbeginn tritt die hessische Verwaltungsreform
in Kraft: Breitscheid wird Mittelpunkt einer Großgemeinde
mit 3.172 ha Gemarkungsfläche und rd. 4.500 Einwohnern. Neben
Rabenscheid sind nun auch die bisher selbständigen Gemeinden
Erdbach, Gusternhain und Medenbach eingemeindet und Breitscheider
Ortsteile geworden.-
Ein Wasserwerk, das Breitscheid und Medenbach mit Wasser aus dem
Bereich der früheren Braunkohlengrube "Phönix"
versorgt, ist fertiggestellt. Aus dem Überschuss der Schüttung
(12 Liter/Sekunde) wird auch die Stadt Herborn mit 6000-7000 cbm
Wasser monatlich beliefert.
1978 - Das neue Verwaltungsgebäude der Großgemeinde
wurde im Herbst in Gebrauch genommen. Das alte Gemeindehaus in
Dorfmitte muss dem Straßenbau weichen.
1979 - 1922 Bewohner des nunmehrigen Hauptortes der Großgemeinde
Breitscheid.
- Der geplante Kalkabbau der Firma Buderus im Breitscheider "Faulfeld" >>
1980 - Vom 1.Juni an ruht der Eisenbahnverkehr auf der
Strecke Haiger - Breitscheid. Wegen Unrentabilität stellt
die Bundesbahn den Verkehr auf Busbetrieb um.
Breitscheid und der Westerwald
- eine Beschreibung >>
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